Ort: Winterthur
geboren: 1736
Tod: 1813
Biographie:
Anton Graff war ein Schweizer Maler des Klassizismus. Mit seiner Bildauffassung war Graff einer der bedeutendsten Porträtmaler seiner Epoche. Er verstand in seinen Porträts, über die äußere Ähnlichkeit hinaus, den Charakter eines Menschen präzise zu erfassen. Im ausgehenden 18. Jahrhundert wurde er so zum eigentlichen Schöpfer des bürgerlichen Frauen- und Männerporträts in Deutschland und zugleich zum bevorzugten Porträtmaler deutschsprachiger Dichter und Denker zwischen Aufklärung, Weimarer Klassik und Frühromantik.
Anton Graff hinterließ der Nachwelt eine herausragende Übersicht über die Persönlichkeiten seiner Zeit, in der es kaum einen großen Fürsten, Staatsmann, General, Gelehrten, Dichter, Künstler oder Kaufmann in Deutschland gab, der sich nicht von Anton Graff porträtieren ließ. Graffs Porträts stellen somit Geschichtsdokumente dar. Schon zu Lebzeiten wurde Anton Graff und seinem Werk viel Lob und Anerkennung entgegengebracht.
Anton Graff wurde als siebtes von insgesamt neun Kindern der seit 1727 verheirateten reformierten Eheleute Hans Ulrich (geb. 1701) und Barbara Graf(f), geb. Boller aus Zürich, im Haus an der Untertorgasse 8 in Winterthur geboren.
Zwei Tage nach seiner Geburt wurde Graff am 20. November 1736 auf den Namen Antoni getauft, den schon sein am 8. November 1733 geborener und im Jahr darauf verstorbener älterer Bruder erhalten hatte. Graff nannte sich selbst jedoch immer Anton und auch sein Umfeld bezeichnete ihn stets so.
Zeittypisch variierte die Schreibweise des Familiennamens mit einem einfachen oder doppelten „f“. Bezeichnete Anton Graff seine Bilder, was eher selten der Fall war, so tat er dies meist mit A(.) Graff pinx(.) und der entsprechenden Jahreszahl unten rechts oder rückseitig. In einzelnen Fällen fügte er noch eine Ortsangabe hinzu. Im Jahre 1770 erschien Johann Caspar Füesslis Publikation „Geschichte der besten Künstler in der Schweiz nebst ihren Bildnissen“, in dessen drittem Teil Füessli für Graff die Schreibweise mit einfachem „f“ verwendete.
Graffs Familie hatte im Jahre 1350 in Winterthur das Bürgerrecht erlangt und gliederte sich seit dem späten 17. Jahrhundert in zwei Zweige. In dem einen Zweig war das Amt der Waagmeister, in dem anderen, welchem Anton Graff entsprang, das Geschäft der Zinngießer erblich. Wäre es nach seinem Vater, ebenfalls Zinngießer, gegangen, so hätte Anton Graff ebenfalls diesen Beruf erlernt. Graff war kein Musterschüler und entsprechend wenig beliebt bei seinen Lehrern. Er heckte mit seinen Kameraden Streiche aus und anstatt dem Schulunterricht zu folgen, zeichnete er lieber. Wenn er kein Papier mehr zum Zeichnen hatte, mussten seine ledernen Hosen dafür herhalten. Dank der Fürsprache des Pfarrers Johann Jacob Wirz (1694–1773) aus Rickenbach bei seinem Vater durfte Graff von Ostern 1753 bis 1756 die 1752 von Johann Ulrich Schellenberg gegründete Zeichenschule in Winterthur besuchen. Mit dessen Sohn Johann Rudolph Schellenberg freundete sich Graff an. Sie übten gemeinsam, wozu ihnen Schellenbergs große Sammlung an Gemälden, Handzeichnungen und Gipsmodellen, die er von seinem Schwiegervater Johann Rudolf Huber geerbt hatte, reichlich Anschauungsmaterial bot. Aus dieser Zeit stammen einige Porträts, darunter ein Selbstporträt sowie die Porträts seines Vaters (bezeichnet: Anton Graff/Winterthur 1755), seines jüngeren Bruders Hans Rudolf und seines Schwagers, des Zimmermeisters Johannes Vögeli.
Nach dem Abschluss des ersten Lehrjahres konnte sich Anton Graff für einen bestimmten Zweig der Malerei entscheiden, die Landschaftsmalerei oder die Porträtmalerei. Letztere schien Graff aus finanzieller Sicht ratsamer, um eine sichere Einkommensquelle zu erlangen. Er wusste von Johann Ludwig Aberli, dass dieser, wenn er wenig Geld hatte, zur Porträtmalerei Zuflucht nahm.
Graff wurde zum Lieblingsschüler des ihm freundschaftlich verbundenen Johann Ulrich Schellenberg. Künstlerisch war Graff seinem Lehrer schon bald überlegen, was dieser auch erkannte. Schellenberg half Graff nach dessen Lehrzeit mit Empfehlungen an seine Malerkollegen. Seinem Lehrer verdankte Graff vor allem Gewissenhaftigkeit im Handwerklichen und den wahren ungeheuchelten Enthusiasmus für die Kunst.
Nach seiner Ausbildung in Winterthur wechselte Graff 1756 auf Empfehlung seines Lehrers Schellenberg zum Radierer Johann Jacob Haid nach Augsburg, der ihm zwar keine Anstellung verschaffen konnte, jedoch meinte, „dass wenn sich Graff getraue auf seine eigene Faust nach Augsburg zu kommen, so wolle er ihm mit Rath und That beystehen“. Haid gewährte Graff Wohnung und Kost, machte ihn mit seinen Künstlerfreunden bekannt und vermittelte ihm Aufträge. Durch ihn lernte Graff dessen ehemaligen Lehrer Johann Elias Ridinger kennen, mit dem er einen regelmäßigen Kontakt pflegte. Dort malte Graff auch das Porträt seines Landsmannes und Freundes Christian von Mechel, der zu dieser Zeit im Atelier des Kupferstechers Johann Georg Pintz (1697–1767) seine technische Ausbildung absolvierte.
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