geboren: 1915
Tod: 1985
Biographie:
Arthur Rothstein war ein US-amerikanischer Fotograf.
Bekannt ist er vor allem für seine sozialdokumentarischen Fotografien aus den 1930er-Jahren, in denen die Folgen der Great Depression festgehalten sind. In der Zeit seiner Arbeit als Pressefotograf für die Zeitschriften Look und Parade (1940–1981) erhielt er zahlreiche Preise.
Rothstein wuchs in New York auf. Schon in jungen Jahren zeigte er Interesse an Fotografie. Er richtete eine Dunkelkammer im Keller seines Elternhauses ein, wo er verschiedene fotografische Techniken erlernen konnte, und stellte während seiner High-School-Zeit erstmals auf lokaler Ebene aus. An der Columbia University, wo er Physik und Chemie studierte, gründete er einen Foto-Club und organisierte für ihn Ausstellungen und andere Veranstaltungen, darunter einen Vortrag von Edward Steichen. Sein Studium finanzierte er zum Teil mit Aufnahmen, die er für die Abschlussarbeiten von Kommilitonen anfertigte. Seinen B.A. machte Rothstein 1935.
Während des Studiums schloss Rothstein Bekanntschaft mit Roy Stryker, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Columbia University. Stryker bereitete in dieser Zeit zusammen mit dem Agrarwissenschaftler und Staatssekretär im US-Landwirtschaftsministerium Rexford Tugwell die Gründung der späteren Farm Security Administration (FSA) vor, eine wichtige Institution des New Deal, deren Aufgabe in der Linderung der Not der verarmten Landbevölkerung während der Great Depression bestand. Im Auftrag von Stryker stellte Rothstein mit anderen Studenten Fotografien für einen geplanten Bildband zusammen, der dann aber nicht zustande kam.
Stryker gelangte zu der Überzeugung, dass die fotografische Dokumentation der Lebensbedingungen der Betroffenen eine Voraussetzung für die politische Akzeptanz staatlicher Hilfsprogramme für die amerikanischen Farmer war. Rothstein war der erste Fotograf, dem er eine Mitarbeit in dem Projekt anbot. Rothstein, der unsicher war, wie er angesichts hoher Studiengebühren und finanzieller Schwierigkeiten seiner Familie das vorgesehene Medizinstudium aufnehmen könnte, akzeptierte. Bei der FSA arbeitete er dann mit Kollegen wie Walker Evans, Dorothea Lange, Russell Lee, Carl Mydans, Gordon Parks und Ben Shahn zusammen und prägte mit ihnen den Stil der amerikanischen Dokumentarfotografie dieser Zeit. Ihre Arbeiten bestimmen bis heute die Wahrnehmung dieser Ära der amerikanischen Geschichte und gelten als Inbegriff sozial engagierter Fotografie.
Rothstein, der bis dahin kaum etwas anderes als New York kennengelernt hatte, fand Gefallen an den Reisen, die er für die FSA unternahm, an der relativen Freiheit, die ihm im Rahmen des Projekts gewährt wurde, und an der Überzeugung, mit seiner Arbeit eine fortschrittliche Politik zu unterstützen. Die erste Fotoreise führte ihn 1935 in die Blue Ridge Mountains, wo er die verschwindende Lebenswelt von Menschen dokumentierte, die im Zuge der Ausweisung des Shenandoah-Nationalparks umgesiedelt wurden. Hier praktizierte er erstmals eine Technik, die er später selbst „unaufdringliche Kamera“ nannte und bei der er zunächst das Vertrauen der Menschen gewann, um sie dann in alltäglichen Situationen fotografieren zu können. Er lernte von Evans und Shahn, die sich bereits einen Namen als Fotografen gemacht hatten, wie man die Motive so wählt und präsentiert, dass die Bilder eine Botschaft vermitteln. Stryker wies ihn an, auf alltägliche Details, wie beispielsweise alte Schuhe oder ein mit Lumpen verstopftes Fenster, zu achten.
1936 erhielt Rothstein den Auftrag, die Folgen von Bodenerosion und Staubstürmen im sogenannten Dust Bowl von Oklahoma, Kansas und Texas zu dokumentieren. Nachdem er mehrere Monate in der Region gelebt hatte, schoss er sein vielleicht bekanntestes Foto Dust Bowl, Cimarron County, Oklahoma, die Aufnahme eines Farmers mit seinen zwei Kindern inmitten eines Staubsturms. Berühmt wurde auch eine Aufnahme Rothsteins aus Gee's Bend in Alabama, auf der das Mädchen Artelia Bendolph sich aus dem Fenster der Holzhütte der Eltern lehnt. Die an der Innenseite des behelfsmäßigen Fensterladens geklebten Zeitungsausschnitte verweisen dabei auf den Kontrast zwischen dem Versprechen von Konsum und der Realität der Armut. Solche Gegenüberstellungen gehörten zu den bevorzugten Stilmitteln der damaligen Dokumentarfotografie.
Für eine Kontroverse sorgte Rothsteins Foto Bleached Skull, South Dakota Badlands vom Mai 1936, die Aufnahme eines ausgebleichten Rinderschädels auf ausgedörrtem Boden. Die Nachrichtenagentur Associated Press benutzte das Foto 1937, um die Folgen von Dürre im Mittleren Westen zu illustrieren. Tatsächlich war Rothstein hauptsächlich an den fotografischen Möglichkeiten des Motivs interessiert gewesen und hatte eine Reihe von Aufnahmen des Schädels vor verschiedenen Hintergründen angefertigt, ohne sie zu betiteln. Eine konservative Zeitung aus Fargo erhob den Vorwurf politisch motivierter Manipulation: Die FSA stelle die Dürreverhältnisse schlimmer dar, als sie seien. Die Behauptung schien sich zu bestätigen, als Rothsteins Fotoserie nach der AP-Veröffentlichung in den Beständen der FSA gefunden wurde. Politiker griffen die Anschuldigungen der Zeitung auf und sprachen von „Propaganda“ seitens der FSA.
Mehr...
Wikipedia link: Click Here