Ort: Zagreb
geboren: 1866
Tod: 1924
Biographie:
Franz von Bayros auch bekannt als Marquis de Bayros, war ein österreichischer Grafiker, Illustrator und Maler des Fin de siècle. Er veröffentlichte seine Werke auch unter dem Pseudonym Choisy Le Conin.
Häufig wird Bayros mit Aubrey Beardsley und Félicien Rops, den beiden anderen großen Erotomanen, verglichen. Im Unterschied zu jenen war Bayros jedoch häufig auch gezwungen, sein Talent den Gegebenheiten des Marktes unterzuordnen. Seine Illustrationen zu den Klassikern der erotischen Literatur zeichnen sich durch Kompositionstalent, subtiles Spiel mit dem Ornament und Lust am prunkenden Milieu aus. Zu seinen zahlreichen erotischen Werken gehören viele mit BDSM-Motiven.
Franz von Bayros’ Lebensweg entspricht fast schon exemplarisch den Vorstellungen, die sich gemeinhin mit dem Leben eines echten décadent verknüpfen. In ihm spiegeln sich Aufstieg und Fall eines begnadeten Künstlers, aber auch die Irrungen und Wirrungen einer ganzen Epoche, vor denen kaum ein Künstler seiner Generation verschont blieb, wider.
Franz von Bayros entstammte einer Adelsfamilie, die mit Karl VI. Spanien verließ, um sich in Österreich niederzulassen. Seine Vorfahren standen fast alle als Offiziere im Dienst der Habsburger. Bayros’ Vater, Otto von Bayros, quittierte indes schon früh den Militärdienst, um eine Karriere bei der österreichischen Bahn anzustreben. Für Bayros, dessen Leidenschaft für die Malerei seit seinem sechsten Lebensjahr immer offener zutage trat, boten die wiederholten beruflichen Versetzungen seines Vaters immer neue und abwechselnde Inspirationen. Verbürgt ist z. B. ein Zusammentreffen des zehnjährigen Franz’ mit einer Gruppe von Zigeunerinnen im damals noch türkischen Bosnien, das bleibenden Eindruck auf den jungen Bayros haben sollte. In seinen Versuchen, die sinnliche Schönheit und Harmonie dieser jungen Frauen festzuhalten, äußerte sich bereits ein wichtiges Motiv seines späteren Werks.
Nach Abschluss der Realschule in Wien und Linz bestand Bayros mit 17 Jahren die Aufnahmeprüfung an der Wiener Akademie bei Eduard von Engerth. Seine damaligen Lehrer, die Historienmaler Christian Griepenkerl und August Eisenmenger, konnten ihm jedoch kaum Anregungen vermitteln, so dass Bayros längere München-Aufenthalte als regelrechte Befreiung empfand. Der frühe Tod seines Vaters im Jahr 1888 zwang ihn zum Umdenken, und kurzzeitig stand die Überlegung im Raum, die Malerei ganz aufzugeben.
Ab 1890 setzte Bayros seine Studien verstärkt fort, u. a. arbeitete er mit dem Porträtisten Eugen Felix, später mit dem Landschaftsmaler Gottfried Seelos zusammen. Bayros verkehrte in der eleganten Welt und bald gehörte er zum Freundeskreis Johann Strauß’, dessen Stieftochter Alice er 1896 heiratete. Die Ehe war jedoch alles andere als glücklich und wurde bereits nach einem Jahr für ungültig erklärt.
1897 kehrte Bayros Wien den Rücken und übersiedelte nach München, der damaligen Kunstmetropole des Deutschen Reichs. München bot dem Künstler in jener Zeit vielfältigste Möglichkeiten – in der Malerei war die Stadt eines der Hauptzentren des deutschen Naturalismus und auch Heimat zahlreicher bedeutender Impressionisten. Gleichzeitig herrschte ein emsiger Literaturbetrieb und es entstanden zahlreiche neue Verlage, u. a. verlegten hier Albert Langen und Georg Müller.
Für Bayros war dieses Parkett perfekt geeignet: Er studierte in der Spezialschule von Adolf Hölzel in Dachau und in Heinrich Knirrs Schule in München (wo auch Paul Klee ausgebildet wurde). Bayros sagte über diese Zeit: „Ich müsste am Anfange meiner Biographie schreiben: ich wurde in meinem 31. Jahre in der Knirrschule zu München geboren.“ Tatsächlich fiel in diese Phase seiner Entwicklung der Durchbruch zu einem individuellen und eigenständigen Ton. Gleichzeitig fand er Anschluss an die Künstlerkreise der Stadt und war bald Mitglied einer Gesellschaft, die sich „Vornehme Beobachter“ nannte und zu der auch Thilo von Seebach, Karl Georg von Maassen und der Kunsthistoriker Dr. Hanns Floerke gehörten.
Auch auf künstlerischem Feld ging es in großen Schritten voran. Er setzte sich mit Impressionismus und Naturalismus auseinander und wandte sich mehr und mehr von der Porträtmalerei ab und dem Zeichnerischen zu.
1904 hatte Bayros in München seine erste große Ausstellung, die sehr erfolgreich wurde. In schneller Folge gab es nun Aufträge für Buchillustrationen und Exlibris, darunter seine Illustrationen zur Manon Lescaut des Abbé Prévost, die 1905 im Insel Verlag, Leipzig, erschienen, oder zu den Geschwätzigen Kleinoden von Denis Diderot (1906 bei Georg Müller, München). Zwischen 1911 und 1913 erfolgte schließlich die Herausgabe einiger Exlibris-Mappen und dreier Bayros-Mappen bei Karl Theodor Senger, München.
In diese Zeit (1904–08) fielen auch Bayros’ ausgedehnte Studien Louis XV., die der weiteren Vervollkommnung seines Stils dienen, sowie Reisen nach Paris und Italien zu Studienzwecken. Besonders das Studium des Rokoko erschloss ihm die Welt der raffinierten Erotik und in der Folge wurde er als Zeichner erotischer Illustrationen zusehends bekannt – und im Jahr 1911 schließlich gar berüchtigt, als die Zensur eingriff und er München verlassen musste.
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