Germaine Richier

Germaine Richier

Stil: Existentielle Kunst;

geboren: 1902

Tod: 1959

Biographie:

Germaine Richier war eine französische Bildhauerin und Grafikerin. Ihr Werk gehört zu den bedeutenden Beiträgen in der modernen Tradition der Bildhauerei.
Germaine Etienette Charlotte Richier wuchs als Tochter einer Weinbauernfamilie auf. Gegen den Willen ihrer Eltern nahm sie ab 1921 ein Studium der Bildhauerei an der École des Beaux-Arts in Montpellier bei Louis Jacques Guigues auf. 1926 zog sie nach Paris und studierte bis 1929 an der Académie de la Grande Chaumière im Atelier von Émile-Antoine Bourdelle, einem Schüler von Auguste Rodin. Im Anschluss an ihre Ausbildung richtete sie sich in Paris ein eigenes Atelier ein und heiratete den Schweizer Bildhauer Otto Charles Bänninger.
Im Jahr 1934 hatte Germaine Richier ihre erste Einzelausstellung in der Galerie Max Kaganovitch in Paris. Im Jahr 1936 wurde sie für ihre Skulptur Büste Nr. 2 mit dem Preis für Bildhauerei der Blumenthal Foundation in New York City ausgezeichnet. Diese Auszeichnung erhielt sie als erste Frau. Damit gehörte sie zu den wenigen Frauen in der Kunst, die als Bildhauerinnen reüssierten. Im Jahr 1937 nahm Richier an der Weltausstellung in Paris teil. Auch dort erhielt sie eine Auszeichnung.
Im Jahr 1939 wurden ihre Werke im französischen Pavillon der Weltausstellung in New York zusammen mit der Kunst von Pierre Bonnard, Georges Braque, Marc Chagall, Robert Delaunay, André Derain, Jacques Lipchitz und anderen Künstlern gezeigt. Die Zeit des Zweiten Weltkriegs verbrachte Germaine Richier mit ihrem Mann in der Provence und zeitweise in der Schweiz. Sie stellte im Jahr 1942 im Kunstmuseum Winterthur aus und war 1943 in der Kunsthalle Basel zusammen mit Fritz Wotruba und Marino Marini an einer Gemeinschaftsausstellung beteiligt.
Im Jahr 1946 kehrte Germaine Richier nach Paris zurück ohne ihren Mann, von dem sie sich 1952 endgültig trennte. 1949 übernahm sie den Auftrag, neben Braque, Bonnard, Chagall, Lipchitz, Matisse, Rouault und anderen Künstlern für die Ausstattung der neuerbauten Kirche auf dem Plateau d'Assy bei Passy, Département Haute-Savoie, ein Kunstwerk beizusteuern. Sie realisierte ein Kruzifix. 1948 präsentierte sie bei der Biennale in Venedig ihre Skulptur L'Orage, entwickelt nach den Körpermaßen von Nardone, einem ehemaligen Modell von Rodin und nunmehr ein alter Mann.
1954 heiratete Germaine Richier den Lyriker und Kunstkritiker René de Solier. In den folgenden Jahren wurden ihre Werke weltweit gezeigt: In den Jahren 1955 bis 1957 in einer Ausstellung im Stedelijk Museum in Amsterdam, im Musée National d’Art Moderne in Paris und in New York City in der Martha Jackson Gallery. 1958 war Richier erneut auf der Biennale in Venedig vertreten. Während der Vorbereitungen zu einer großen Retrospektive mit 116 Skulpturen im Château Grimaldi in Antibes verstarb Germaine Richier am 31. Juli 1959 in Montpellier im Alter von 56 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung.
Die frühe figürliche Bildhauerei von Germaine Richier war noch vom künstlerischen Einfluss Émile-Antoine Bourdelles und Auguste Rodins geprägt, aus dem sie zunehmend eigenständige, individuelle Formen gewann, mit denen sie in den 1930er Jahren international bekannt wurde. Ab Mitte der 1940er Jahre entwickelte Richier „hybride Wesen“, „Mutanten aus Mensch und Tier, Mineral und Pflanze“, deren zum Teil skelettartige Formen wie abgemagert und im Stadium des Verfalls erscheinen.
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Der Christus am Kreuz ist ohne Gesicht, ihm fehlen die Hände und die Füße. Sein Leib, wurzelwerkartig, ist reduziert auf ein Skelett aus dürren, stangenähnlichen Formen, deren Oberflächen rau und zerklüftet wirken. Das Werk, konzipiert für die neu erbaute Kirche Église Notre-Dame-de-Toute-Grâce bei Passy, Haute-Savoie, entstand 1949/50 und wurde über dem Altar angebracht. Bereits vor der feierlichen Inauguration am 4. August 1950 war das Werk öffentlich kritisiert worden. Infolge eines in zahlreiche Landessprachen übersetzten und weltweit verbreiteten Edikts des Vatikans vom 10. Juli 1950, Dell'Arte sacra deformatrice, nach dem Richiers Werk als Verunglimpfung Gottes einzuordnen war, wurde das Kruzifix von seinem Platz entfernt. Erst 1971, zwanzig Jahre später, wurde es wieder auf dem Hochaltar angebracht und als historisches Denkmal klassifiziert.
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Richiers abstrahierte Menschen-, Tier- und Mischfiguren erscheinen teilweise wie von Drähten gefesselt oder in Drahtnetzen gefangen, scheinen zugleich aber aktiv an ihren Verspannungen zu ziehen. Richier beschrieb ihre Intention so: „Ich versuche nicht, Bewegung wiederzugeben. Meine Intention geht vor allem dahin, Bewegung vorstellbar zu machen. Meine Skulpturen sollen den Eindruck erwecken, unbeweglich zu sein und sich gleichzeitig bewegen zu wollen.“ Den rissigen Oberflächen und Löchern werden den Bronzezeichnungen Rodins vergleichbare Anmutungen zugeschrieben ; eine „Verwandtschaft“ mit den langen, dünnen Bronzefiguren Alberto Giacomettis, die dieser erstmals 1951 in Paris präsentierte, wird konstatiert.

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