Ort: Giessen
geboren: 1715
Tod: 1808
Biographie:
Johann Georg Wille war ein im 18. Jahrhundert berühmter deutscher Kupferstecher, der in Frankreich lebte und dort auch als Bilderhändler wirkte. Wille war Zeuge der Zeit des späten Absolutismus im Königreich, der folgenden Französischen Revolution und der ersten Jahre des Kaiserreichs.
Wille wurde als Sohn des aus Königsberg bei Gießen stammenden Müllers Johann Philipp Wille und seiner Frau Anna Elisabeth Zimmermann als ältestes von sieben Kindern geboren. Schon als Knabe fertigte der junge Johann Georg, wie er in seiner Autobiografie ausführlich schildert, Kreidezeichnungen von Vögeln, Bäumen und anderen Gegenständen an, bemalte in der Schule die Gesichter seiner Mitschüler und modellierte groteske Köpfe und Masken aus Ton, doch interessierte er sich auch für die Kunst in Kirchen und für die Illustrationen in der väterlichen Bibel, die er imitierte und durch eigene Kompositionen auf dem ihm vom Vater geschenkten Zeichenpapier ergänzte. Nebenbei interessierte er sich auch sehr für die Pflanzenwelt in seiner Umgebung und für die Heilkraft der Kräuter.
Der Vater hatte vor, seinen begabten Sohn auf die Universität zu schicken, und für kurze Zeit wurde er auch in Gießen von Professor Grollmann in Arithmetik unterrichtet, doch der Wunsch, Malerei zu studieren, blieb, so dass der Vater ihn schließlich zu einem Porträtmaler in die Lehre gab. Allerdings erwies sich diese Lehre im Zeichnen und Malen als nicht so effektiv wie gedacht, so dass Wille schließlich zum Metallgraveur ausgebildet wurde und beim Büchsenmacher Peter Wittemann in Gießen lernte, Jagdgewehre mit Gravuren zu verzieren. Diese Tätigkeit übte er für kurze Zeit auch in Usingen aus.
1736 erfolgte seine Gesellenwanderung über Frankfurt am Main, Worms, Frankenthal, Speyer, Landau, Weißenburg und Straßburg nach Paris. In Straßburg schloss er während dieser Wanderung mit dem Kupferstecher Georg Friedrich Schmidt Freundschaft, der zusammen mit dem Maler Friedrich Wilhelm Hoeder unterwegs war. Diese drei Künstler setzten die Reise gemeinsam fort und trafen Ende Juli 1736 in Paris ein.
In der französischen Metropole bewohnte Wille mehrere Jahre mit seinem Freund Schmidt bis zu dessen Aufnahme in die Académie royale de peinture et de sculpture eine gemeinsame Wohnung. Zunächst verzierte er in Paris wieder Büchsenschäfte für einen Waffenschmied und gravierte auch Uhrengehäuse, schulte sich aber nebenbei an der Pariser Akademie im Zeichnen und vor allem im Kupferstechen, wobei er sich viel von dem drei Jahre älteren Schmidt abschauen konnte. Dabei bewies er so viel Talent, dass er für den Verleger Michel Odieuvre 19 Illustrationen für den Band L'Europe illustre, contenant l'histoire abrégée des souverains, des princes, des prélats, des ministres, des grands capitaines, des magistrats, des savans, des artistes, & des dames célèbres en Europe anfertigen durfte, darunter eine Reihe von Porträts französischer Könige, eine Arbeit, für die er allerdings schlecht bezahlt wurde. Neben Schmidt half der Stecher Jean Daullé, für den er 1742 tätig war, Willes Stecherkunst zu vervollkommnen. Auch zum Kupferstecher Johann Martin Preissler, dem späteren Hofkupferstecher des dänischen Königs, unterhielt er in Paris freundschaftliche Beziehungen.
Willes Bildnisse nach Gemälden von Nicolas de Largillière weckten das Interesse des Malers Hyacinthe Rigaud, der ihm erlaubte, Porträts seiner Frau und des Marschalls Louis-Charles-Auguste Fouquet de Belle-Isle zu stechen. Mit diesen Arbeiten machte er sich in Paris einen Namen. Weitere Porträt-Stiche folgten, darunter auch Darstellungen Friedrichs des Großen nach Gemälden von Antoine Pesne. Nach und nach wurde Wille zu einem der bekanntesten Kupferstecher von Paris, den man für seine präzise Stichtechnik pries, und bald vertrauten ihm die berühmtesten französischen Maler, unter ihnen Louis Tocqué, ihre Bildnisse zum Stechen an. Doch führte er auch Stiche nach Bildern älterer niederländischer Meister aus, unter anderem nach Gerard ter Borch, Gabriel Metsu, Jan van Mieris und Caspar Netscher. Zu diesen Arbeiten gehörten neben traditionellen mythologischen und religiösen Motiven auch Genreszenen. Viele dieser Werke zählen zu den hervorragendsten Schöpfungen der Kupferstecherkunst des 18. Jahrhunderts.
Wille hielt sich seit seiner Ankunft im Juli 1736 fast ständig in Paris auf. Nur 1746 hatte er wegen einiger Erbschafts- und Familienangelegenheiten kurz Deutschland besucht, war aber im gleichen Jahr wieder in die französische Metropole zurückgekehrt. Nachdem er die französische Staatsbürgerschaft angenommen hatte, verlieh ihm 1755 die Académie royale als Anerkennung für die technische Perfektion seiner Stiche den Titel eines „Graveur du Roi“. 1761 wurde er nach Einreichung seines nach einem Gemälde von Tocqué gestochenen Porträts des Marquis de Marigny, an dem er sechs Jahre lang gearbeitet hatte, Mitglied der Académie royale. Daneben gehörte er u. a. den Akademien von Augsburg, Wien, Kopenhagen und Berlin an. Er war Hofkupferstecher des französischen Königs Ludwig XV., des Königs von Dänemark Friedrich V. und des römisch-deutschen Kaisers.
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