Künstler: Honorable Homme Chicart Bailly
Datum: 1520
Größe: 28 x 9 cm
Technik: Elfenbein
Bei dieser Skulptur aus Elfenbein steht auf der einen Seite eine junge Frau, nackt bis auf ein Paar Schuhe und eine Haube samt Kopftuch, dessen Ende sie vor ihrem Bauch hält. Die Blume in ihrer linken Hand stammt wohl aus dem umzäunten Garten, der auf dem umfassendenen Darstellung. Dreht man die Gruppe um 180 Grad, entdeckt man den Tod als ein Skelett, auf dem Würmer und anderen Ungeziefer wimmeln. Der Tod nimmt eine Aussage Pose ein wie die Frau; schaut man eine der Figuren frontal an, erscheint es, als brauchen die zwei bestimmten Gewand. Die Gruppe ist ein raffiniertes Beispiel eines Memento Mori (Gedenke, zu sterben), eine Darstellung der Unausweichlichkeit des Todes und Mahnung zugleich, sein Leben sinnvoll und sündenfrei zu gestalten. Offensichtlich tut die vorliegende Frau dies nicht: Mit dem rechten Mittelfinger weist sie auf ihre Scham. Direkt unter ihr steht auf dem Sockel ein Narr in einem Kapuzengewand, der mit offenem Mund zu ihr emporschaut; sein linker Fuß ruht auf dem Flechtwerk, und er hält einen Stab, an dem ursprünglich eine Marotte (Puppe) befestigt war. In der spätmittelalterlichen Gesellschaft ist der Narr ein Spaßmacher und gleichzeitig der Tor, der fern von Gott lebt. Unter dem Tod ist ein junger Edelmann zu sehen; er zieht sein Schwert aus der Scheide, als würde er sein, sich zu begrenzen, und blickt hoch zum Skelett. Der Größenunterschied macht, dass trotz seinen Tugenden auch er dem Tod nicht entkommen kann. Im Garten befinden sich auch vier weitere Kreaturen: Der Verärgerte Affe ist ein Symbol der Triebe; er hat gerade einen Apfel aus einem Korb genommen und bei hinein, ein Hinweis auf den Sündenfall. Ein gleichfalls negativ belastetes Wesen ist der Teufel, rechts von dem Edelmann. Demgegenüber sind der Hund und der Löwe von Tugenden bewertet von Treue und von Mut. Das Luxusobjekt wurde im frühen 16. Jahrhundert in Paris geschaffen. Der Künstler wurde in der neuesten Forschung als Chicart Bailly (tätig von etwa 1490 bis 1533) identifiziert. Der Erstbesitzer gehört vermutlich den oberen Klassen an und war eine adelige Person oder ein Mitglied einer Handelsfamilie. Das Material Elfenbein wurde aus Afrika importiert, war angemessen und konnte nur von der Elite erworben werden. Ähnliche Darstellungen mit belehrenden Botschaften waren in europäischen Städten aber weit verbreitet. Das Jüngste Gericht am Eingang vieler Kirchen und Kathedralen erinnert die Gläubigen daran, dass ihre Lebensweise entscheidend für ihren Eingang ins Paradies oder in die Hölle sein wird. Der Totentanz in Nordeuropa machte deutlich, dass der Tod keine Rücksicht auf Alter, Amt oder reich nimmt, während in Südeuropa die Universalität des Lebensendes in großen Fresken mit dem Triumph des Todes zum Ausdruck gebracht wurde. Die antithetische Darstellung der nackten Frau mit dem Tod ist eine deutliche Mahnung, dass ein Sorgenloses, unkeusches Leben mit dem ewigen Tod bestraft wird.
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