geboren: 1805
Tod: 1868
Biographie:
Adalbert Stifter, Pseudonym Ostade, war ein österreichischer Schriftsteller, Maler und Pädagoge. Er zählt zu den bedeutendsten Autoren des Biedermeier.
Adalbert Stifter trug anfänglich den Vornamen Albert und wurde am 23. Oktober 1805 als ältester Sohn des zunächst als Leinweber und später als Garnhändler tätigen Johann Stifter und dessen Frau Magdalena (geb. Friepes) in Oberplan an der Moldau (Böhmerwald) (heute Horní Planá/Tschechien) geboren. Der Vater starb, als er 1817 unter einen umstürzenden Flachswagen geriet. Bis der Großvater mütterlicherseits, Franz Friepes, Adalbert 1818 gegen einigen Widerstand auf die Lateinschule schickte, arbeitete der bei der Mutter aufwachsende Stifter vor allem in der Landwirtschaft des väterlichen Großvaters Augustin Stifter, um die kargen Lebensverhältnisse der Familie zu bessern. 1820 heiratete die Mutter den Bäckermeister Ferdinand Mayer. 1825 erkrankte Stifter an den als „echte Blattern“ bezeichneten Pocken.
Von 1818 bis 1826 besuchte Stifter das Stiftsgymnasium Kremsmünster der Benediktiner in Kremsmünster. Nach dem sechsjährigen Bildungsweg in den „Grammatikalklassen“ und anschließenden „Humanitätsklassen“ bereitete er sich in den zweijährigen „philosophischen Klassen“ auf das Universitätsstudium vor. Rückblickend auf diese Zeit, die er später als die schönste Zeit seines Lebens beschrieb, äußerte sich der 59-jährige Stifter:
„ Dort hatte ich über eine außerordentlich schöne Landschaft hin täglich den Blick auf die blauen Alpen und ihre Prachtgestalten, dort lernte ich zeichnen, genoß die Aufmerksamkeit trefflicher Lehrer, lernte alte und neue Dichter kennen und hörte zum ersten Male den Satz: das Schöne sei nichts anderes als das Göttliche im Kleide des Reizes dargestellt, das Göttliche aber sei in dem Herrn des Himmels ohne Schranken, im Menschen beschränkt; aber es sei sein eigentlichstes Wesen, und strebe überall und unbedingt nach beglückender Entfaltung, als Gutes, Wahres, Schönes, in Religion, Wissenschaft, Kunst, Lebenswandel. Dieser Spruch, so ungefähr oder anders ausgedrückt, traf den Kern meines Wesens mit Gewalt […].“
Die traditionsreiche Bildungswelt des Stifts vermittelte den Schülern die christlichen Glaubenswahrheiten, orientiert an den Ideen der Aufklärungsphilosophie von Gottfried Wilhelm Leibniz, Christian Wolff und Immanuel Kant. Diese Schul- und Wissenschaftstradition des Stifts verkörperte sich im barocken Gesamtkunstwerk des Wissenschaftsturms mit seinen auf sieben Ebenen nach der Hierarchie des physiko-theologischen Weltbildes geordneten Sammlungen: Naturalia, Scientifica, Mechanica, Artificialia, bekrönt von Sternwarte und Kapelle:
„[Es] fand sich in der Verbindung von Religion, Philosophie, Kunst und Naturwissenschaft jene harmonische Weltschau eindrucksvoll gestaltet, die Stifter in seinem Werk immer wieder beschwört und so zwanghaft wie vergeblich wiederherzustellen versucht.“
1826 nahm er ein Studium der Rechte in Wien auf und erzielte bei den ersten Prüfungen gute Ergebnisse. Sein Studium finanzierte er durch Privatunterricht als Hauslehrer, nachdem er bereits während seiner Schulzeit in Kremsmünster Nachhilfestunden gegeben hatte. In die Zeit seines Studiums fallen auch erste dichterische Versuche (1827), die von Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried von Herder und Jean Paul beeinflusst sind. Gleichzeitig verliebte er sich unglücklich in Fanny Greipl (1808–1839), die Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns aus Friedberg bei Krumlov, die seine Werbebriefe nicht erwiderte. Stifter verfiel in zunehmende Selbstzweifel, die er mit Alkohol zu verdrängen versuchte. Die unglückliche Beziehung zu Fanny belastete auch seine Leistungen an der Universität, sodass er 1830 sein Studium ohne Abschluss abbrechen musste.
Um 1829/30 entstand Stifters erste Prosaarbeit Julius, eine unvollendete Erzählung, in der noch immer das Vorbild Jean Pauls spürbar ist. 1832 und 1833 bemühte sich Stifter erfolglos um amtliche Lehrstellen. Im Februar 1833 brach Fanny die sporadische Beziehung ab. Kurz darauf lernte Stifter die Putzmacherin Amalia Mohaupt (1811–1883) kennen: „Der ersten Rose schneller Tod weckt seiner Thränen Lauf, und dort, wo seine Thräne fiel, blüh’n neue Rosen auf“ (Stifter). Nachdem er sich mit ihr verlobt hatte, schrieb er am 20. August 1835 einen letzten Reuebrief an Fanny, in dem er erklärt, nur aus Eifersucht so gehandelt zu haben („so suchte ich, wie es in derlei Fällen immer zu gehen pflegt, in neuer Verbindung das Glück, das die alte erste versagte“). Um 1834/35 dürfte auch Der Condor entstanden sein, der aber erst 1840 zur Veröffentlichung gelangte.
1836 heiratete Fanny den Finanzbeamten Fleischanderl, am 15. November 1837 heiratete Stifter Amalia in der Augustinerkirche in Wien und versuchte offenbar auf diese Weise, die innere Ordnung seines Lebens wiederherzustellen. Das Paar wurde von materiellen Sorgen geplagt, die in den folgenden Jahren augenfälliger wurden. Amalia wurde als fast verschwendungssüchtig beschrieben, 1837 und 1841 fanden Pfändungen statt. Seine Ehe mit Amalia beschrieb Stifter selbst jedoch als glücklich. Amalia pflegte und umsorgte den häufig kranken Stifter während über dreißig Ehejahren und hielt die Wohnungen in peinlicher Ordnung. Laut seiner Briefe liebte und verehrte Stifter seine Frau, und verdrängte die Erinnerung an seine frühere Liebe Fanny.
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