Ort: Bohemia
geboren: 1877
Tod: 1959
Biographie:
Alfred Leopold Isidor Kubin war ein österreichischer Grafiker, Schriftsteller und Buchillustrator.
Kubin besuchte ab 1887 ein Gymnasium in Salzburg, ab 1892 ging er in Klagenfurt bei einem Photographen in die Lehre. Ab 1898 lebte er in München, wo er zunächst die private Malschule von Ludwig Schmid-Reutte besuchte. Am 2. Mai 1899 immatrikulierte er sich an der Königlichen Akademie für das Fach Malerei bei Nikolaus Gysis. Dieses Studium brach er bald wieder ab. Nach mehreren Studienreisen im Jahr 1905 wurde er 1906 bei Wernstein am Inn auf dem alten Herrensitz Schloss Zwickledt ansässig. Hier lebte er bis an sein Lebensende: bis 1948 zusammen mit seiner Frau Hedwig, nach deren Tod „in fast völliger Klausur“. Er hatte die begüterte Witwe, eine Schwester des Schriftstellers Oscar A. H. Schmitz, im Februar 1904 im Hause Karl Wolfskehls kennengelernt und bald darauf geheiratet. Sie hatte auch den Erwerb des sogenannten „Schlössls“ ermöglicht. Kubin schrieb zahlreiche Briefe, unter anderem korrespondierte er seit 1928 mit Karl Rössing und Hermann Hesse, seit 1931 mit Hans Fronius und seit 1936 mit Otto Coester.
In Zwickledt entstand auch Kubins phantastischer Roman Die andere Seite, der 1909 mit zahlreichen Illustrationen Kubins erschien. Kubin beschreibt darin eine Welt des Traumes im weitesten Sinne – der Phantasie, der Wunschvorstellungen, der Angstzustände, der Halluzinationen und Weltuntergangsvisionen. Der fiktive Erzähler, wie Kubin Zeichner von Beruf, wird von einem alten Schulfreund in das von diesem geschaffene Traumreich eingeladen, wo er drei Jahre verbringt. Die anfängliche Faszination weicht einem immer stärkeren Grauen, bis die Traumstadt „Perle“ schließlich in einem apokalyptischen Szenario in sich zusammenbricht. Der Erzähler entkommt als einer der wenigen und hält seine Erlebnisse, im Schutze einer Heilanstalt, schriftlich fest.
Ebenfalls 1909 gründete er zusammen mit u. a. Wassily Kandinsky, Alexej von Jawlensky, Adolf Erbslöh, Gabriele Münter, Marianne von Werefkin und Karl Hofer die Neue Künstlervereinigung München (N.K.V.M.). Aus der N.K.V.M. ging 1911 die Redaktion des Blauen Reiters hervor, an deren zweiter Ausstellung, die nur grafische Arbeiten umfassten, er sich 1912 beteiligte. Er illustrierte etwa 60 Bücher, darunter Werke von Dostojewski, Edgar Allan Poe und Elias Canetti, veröffentlichte druckgrafische Mappenwerke (1921 „Am Rande des Lebens“, 1918 „Ein Totentanz“, 1941 „Abenteuer einer Zeichenfeder“, 1943 „Die Planeten“) und hinterließ tausende Federzeichnungen. Kubin gehörte seit 1923 auch zu den Mitgliedern der Innviertler Künstlergilde, der er auch bei deren Neugründung im Jahre 1947 die Treue hielt. Seit 1930 war er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste in Berlin. 1949 wurde er Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Kubin war zudem Mitglied der Prager Secession.
1931 verfertigte Kubin das Bühnenbild zu Richard Billingers Drama Rauhnacht bei seiner Uraufführung am 10. Oktober 1931 an den Münchner Kammerspielen unter der Regie von Otto Falckenberg. In mehreren grafischen Blättern setzte sich Kubin mit dem literarischen Schaffen Billingers auseinander, Billinger wiederum widmete Kubin mehrere Gedichte. Zwischen 1933 und 1936 hatte er eine intensive Liebesaffäre mit der Arztgattin Emmy Haesele (1894–1987), die unter seinem Einfluss zur Malerin wurde. Spuren dieser Liebesbeziehung finden sich auch in der Lithographiefolge Ali, der Schimmelhengst , der illustrierten Lebensgeschichte eines ungestümen Tatarenpferdes, das vereinsamt endet. Die Anfangsbuchstaben der drei Vornamen Kubins bilden den Namen ALI. Seine Ehefrau zeigte als Künstlergattin zwar Verständnis, litt aber zunehmend unter der Lieblosigkeit ihres Mannes und verlangte eine Entscheidung, die dann zu ihren Gunsten ausfiel.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden 63 seiner Werke als „Entartete Kunst“ diffamiert und konfisziert. Trotzdem erhielt er kein Ausstellungsverbot, sondern konnte 1941/42 im NS-Propagandablatt des Generalgouvernements, der Krakauer Zeitung, verschiedene Zeichnungen publizieren.
Kubin starb am 20. August 1959 in Zwickledt und wurde auf dem Friedhof in Wernstein beigesetzt. Die Gestaltung seiner Grabstelle stammt von dem Bildhauer Karl Prantl.
Alfred Kubin war ein Cousin des Kunsthistorikers Otto Kletzl.
Kubins Werk wird durch die Darstellung phantastischer Traumvisionen geprägt, die mit einer nervösen zeichnerischen Strichführung dargestellt werden. Kubin wurde dabei unter anderem durch die visionären und symbolhaften Werke von Francisco de Goya, James Ensor, Odilon Redon, Edvard Munch und Max Klinger angeregt. Er betätigte sich fast ausschließlich als Grafiker. Als ordentliches Mitglied des Deutschen Künstlerbundes nahm er auch Mitte der 1950er Jahre an den DKB-Jahresausstellungen teil.
1955 vermachte Kubin seinen gesamten künstlerischen Nachlass gegen eine bescheidene Leibrente dem österreichischen Staat und dem Land Oberösterreich. Seit seinem Tod befindet sich sein Werk teils in der Staatlichen Graphischen Sammlung Albertina in Wien, teils im Oberösterreichischen Landesmuseum Linz. In dessen Besitz gelangten zusätzlich 1179 Blätter aus der Grafiksammlung des Künstlers, vorwiegend Druckgrafiken von Albrecht Dürer, Jacques Callot, Paul Gauguin, Edvard Munch, Auguste Rodin, James Ensor, Francisco de Goya, Félicien Rops. Durch weitere Ankäufe und Schenkungen sowie den Erwerb von 615 Zeichnungen und Lithografien seines Sammlerfreundes, des Wernsteiner Pfarrers Alois Samhaber, erweiterte sich diese Sammlung von mehr als 4000 Objekten zur weltweit größten Sammlung von Originalwerken Alfred Kubins. Als drittgrößte Sammlung von Grafiken, Mischtechniken, Mappenwerken und Künstlerbriefen in Österreich gilt der Bestand des Lentos Kunstmuseums Linz. Der umfassende Katalog dokumentiert auch die Beziehung zwischen Kubin und seinem Galeristen Wolfgang Gurlitt.
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