Gottfried Helnwein

Gottfried Helnwein

Ort: Vienna

geboren: 1948

Biographie:

Gottfried Helnwein ist ein österreichisch-irischer Künstler.
Helnwein zählt zu den bekanntesten, aber auch umstrittensten deutschsprachigen Künstlern nach dem Zweiten Weltkrieg. Bekannt wurde er vor allem durch seine hyperrealistischen Bilder von verwundeten und bandagierten Kindern.In seinem gesamten Schaffen setzt er sich mit den Themen Schmerz, Verletzung und Gewalt auseinander, und berührt dabei auch Tabu- und Reizthemen der jüngeren Geschichte. So wird insbesondere auch das Thema Nationalsozialismus in seinen Werken verarbeitet; im Zentrum seiner Arbeit steht aber vor allem die Darstellung des Kindes.
Gottfried Helnwein wurde als Sohn eines Beamten der Postdirektion in Wien geboren, wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte. Von 1965 bis 1969 besuchte er die Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und studierte von 1969 bis 1973 Malerei in der Meisterklasse Professor Rudolf Hausner an der Akademie der bildenden Künste Wien. In dieser Zeit arbeitete er mit den unterschiedlichsten Techniken und Stilmitteln. Neben der Zeichnung, der Aquarell-, Acryl- und Ölmalerei und verschiedenen Mischtechniken ist die Fotografie ein wesentliches Medium für ihn – oft im Zusammenhang mit Performance-Arbeiten.
Seine ersten Ausstellungen ab 1970 in Wien lösen immer wieder heftige Proteste aus, Ausstellungen wurden geschlossen und Arbeiten durch die Polizei beschlagnahmt. 1985, dem Jahr seiner ersten Albertina-Ausstellung, schlug ihn Professor Rudolf Hausner als seinen Nachfolger für die Leitung der Meisterklasse für Malerei vor. Die Mehrheit der Professorenschaft lehnte diesen Vorschlag jedoch ab.Ende 1985 übersiedelte Helnwein mit seiner Familie nach Deutschland, wo er von 1985 bis 1997 auf Schloss Burgbrohl in der Eifel lebte und arbeitete. Seit Ende der 1980er Jahre begann er Installationen im öffentlichen Raum in seine Arbeit miteinzubeziehen. 1997 siedelte er mit seiner Familie nach Irland über und erwarb ein Schloss in der Grafschaft Tipperary. Im Jahr 2002 richtete er sich ein Atelier in Los Angeles ein. Er lebt und arbeitet seitdem abwechselnd in Irland und in Los Angeles. 2004 erhielt er die irische Staatsbürgerschaft.
Der Kunsthistoriker Peter Gorsen hat vom „malträtierten Kind“ als einer originären Bilderfindung Helnweins gesprochen, welche die uns lieb gewordenen kindertümelnden Bildvorstellungen aufgebrochen habe:
„Neben Skizzen von Ballet tanzenden Hasen und gestiefelten Katzen, strangulierten und gestopften Enten finden sich Studien oder eher Wunschzeichnungen zu malträtierten Kinderköpfen, deren Münder durch Spangen und rosige Narben grauenhaft entstellt sind, aber gleichzeitig durch ihre höhnischen, Fratzen schneidenden Grimassen Ungehorsam, Widerstand, Aufruhr, so etwas wie kindliche Autonomie in der depravierten Erwachsenenwelt signalisieren. Das Feixen des malträtierten Kindes, ein groteskes Vexierbild, in das Märtyrertum und Subversion der Menschenkreatur gleichermaßen eingeflossen sind, ist ganz allein Helnweins Erfindung. Sie offenbart sich in den vielen Metamorphosen des Phantasmas vom versehrten Körper als obsessives Grundmuster seiner Bildwelt und aktionistischen Darstellungen, als Metapher einer im Innersten des Menschen vorhandenen Unverletzlichkeit und Unbesiegbarkeit“.
Es sind Bilder, die ihre Wurzeln tief in Helnweins Kindheitserlebnissen haben:
„Irgendwann habe ich aber eingesehen, dass Kunst doch die einzige Möglichkeit für mich war. Vielleicht ist es ein Defekt, aber von frühester Kindheit an sah ich immer Gewalt um mich herum und die Wirkung von Gewalt: Angst. “
2004 widmete Kurator Robert Flynn Johnson auf Anregung des US-Sammlers Kent Logan, diesem zentralen Aspekt in Helnweins Arbeit eine umfassende Einzelausstellung mit dem Titel: „The Child – works by Gottfried Helnwein“ im Palace of the Legion of Honor, San Francisco Fine Arts Museums. Die Ausstellung wurde von 127 000 Besuchern gesehen, und der San Francisco Chronicle bezeichnete sie als die wichtigste Ausstellung eines zeitgenössischen Künstlers im Jahre 2004.
„Gleichzeitig mit den ab 1969 gemalten Bildnissen verletzter und misshandelter Kinder wird um 1971/72 das bandagierte Kind als die neben dem Künstler wichtigste und mit ihm verbündete Märtyrerfigur in der Aktion dargestellt. Es verkörpert den unschuldigen, wehrlosen, der Gewalt ausgelieferten, geopferten Menschen. (…)Abgrenzbar ist Helnwein vom Wiener Aktionismus, wenn er den Körper des Kindes nicht zum ästhetischen Material (wie in den „Materialaktionen“ von Günter Brus, Hermann Nitsch und Otto Muehl) nivelliert, sondern ihm eine symbolische Stellvertreterfunktion für den wehrlosen, geopferten Menschen verleiht. Dem sexualistischen Verständnis des Kindes im Freud (falsch) rezipierenden „Wiener Aktionismus“ setzt der Moralist und Weltverbesserer Helnwein die geschlechtslose Heilsgestalt des Kindes entgegen. “
Helnweins Œuvre umfasst absolute Gegensätze: Das Triviale, etwa der Disneykultur, wechselt ab mit Untergangsvisionen der Seele, die Göttlichkeit des Kindes kontrastiert mit Horrorbildern von Kindesmissbrauch. Sein Grundthema bleibt die Gewalt, das physische und seelische Leid, das ein Mensch dem anderen zufügt. Der Künstler variiert dieses Thema innerhalb zweier Komplexe, die sich über viele Jahre hin durch sein Werk ziehen.

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