Johann Philipp Eduard Gaertner

Eduard Gaertner;Johann Philipp Eduard Gaertner

Ort: Berlin

geboren: 1801

Tod: 1877

Biographie:

Johann Philipp Eduard Gaertner war ein bedeutender Berliner Architekturmaler des 19. Jahrhunderts. Seine zwischen 1828 und 1870 entstandenen Ansichten von Berlin geben Aufschluss über das historische Erscheinungsbild der Stadt.
Eduard Gaertner wurde am 2. Juni 1801 in der preußischen Hauptstadt Berlin geboren. Seiner Geburtsstadt sollte er Zeit seines Lebens eng verbunden bleiben und, so der Kunsthistoriker Helmut Börsch-Supan, „wie kein anderer Maler es verstehen, die Eigenart der Stadt zu erfassen“. In Berlin war er vielfältigen architektonischen Reizen ausgesetzt, die seinen Sinn schulten, „in der Wirklichkeit das Schöne zu entdecken“ (so Börsch-Supan). Die großen Architekturmaler des 18. Jahrhunderts, vor allem Canaletto und Francesco Guardi, wurden früh zu seinen Vorbildern. Gaertner erlebte Berlin als eine Stadt im Wandel: Die königliche Residenzstadt verlor aufgrund der in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts langsam einsetzenden Industrialisierung an Überschaubarkeit. Auf kulturellem Gebiet brach das Bürgertum die Dominanz von Hof und Adel. An der Stadtperipherie entstanden die Elendsviertel der Handwerker, Tagelöhner und Fabrikarbeiter. Politische und soziale Spannungen gehörten zum Erscheinungsbild der Stadt und sollten von Gaertner noch künstlerisch widergespiegelt werden.
Der Weg zum Künstler war ihm jedoch keineswegs vorgezeichnet. Eduard Gaertner stammte aus einfachen Verhältnissen: Sein Vater Johann Philipp Gärtner (so die offizielle Schreibweise), geboren am 9. Januar 1771, war ein englischer Stuhlmachermeister, der nach Berlin übersiedelte. Im Zuge der napoleonischen Besetzung Berlins im Jahr 1806 verschlechterten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so weit, dass Johann Philipp Gärtner arbeitslos wurde. Um dennoch die Versorgung der Familie sicherzustellen, verließ seine Ehefrau Caroline Gaertner mit dem jungen Gaertner Berlin und ließ sich in Kassel nieder. Caroline Gaertner arbeitete dort als Goldstickerin und ermöglichte Eduard Gaertner im Alter von 10 Jahren, von dem Kasseler Hofmaler Franz Hubert Müller im Zeichen unterrichtet zu werden. In Kassel, der Hauptstadt des kurzlebigen Königreiches Westphalen, blieben Mutter und Sohn bis 1813, als sich die Niederlage Napoleons in den Befreiungskriegen abzeichnete.
Als Eduard Gaertner im Jahr 1814 seine sechsjährige Lehre an der Königlich-Preußischen Porzellanmanufaktur (KPM) begann, erlebte Berlin eine Phase der wirtschaftlichen Erholung. Da die kriegerischen Belastungen nun- abgesehen von der kurzzeitigen Rückkehr Napoleons- entfielen, kauften Bürgertum und Adel wieder verstärkt Porzellan. Die KPM war folglich daran interessiert, neue Lehrlinge auszubilden und als Fachkräfte einzustellen. Von dieser Entwicklung profitierte auch Gaertner als Dekorationsmaler in der Manufaktur. Laut dem Kunsthistoriker Helmut Börsch-Supan gehen die Fähigkeiten Gaertners, die hohe „Präzision der Zeichnung und der Sinn für einen Oberflächenreiz“ auf diese Ausbildung zurück. Auch andere Berliner Architekturmaler wie Johann Heinrich Hintze begannen ihr Berufsleben in der KPM. Eduard Gaertner selbst war anderer Ansicht: das in der Porzellanmanufaktur Erlernte sei „außer einer oberflächlichen Lehre der Perspektive für Laufbahn eher hinderlich als förderlich (gewesen), da [er] nur Ringe, Ränder und Käntchens zu machen hatte“. In der Manufaktur freundete sich Gaertner mit Gustav Taubert, dem Leiter der Figurenmalerei und späteren Direktor der KPM an. Von ihm übernahm er Techniken der Bildnismalerei.
Als Gaertner im Jahr 1820 gerade seine Lehre an der Porzellanmanufaktur beendet hatte und noch kein Berufskünstler war, zeichnete er ein 15,6 × 9,4 cm großes Selbstporträt. In dem Bleistiftbildnis präsentiert sich der Zwanzigjährige „auf einem hochbeinigen Schemel sitzend“ (so Imgard Wirth), wobei er die Haltung eines Reiters annimmt. Das auf die Sitzfläche des Schemels gelegte Buch und „die regelmäßige Schraffur“ zeigen ihn noch eher als Akademiker und weniger als Künstler.
Im Jahr 1821 wechselte Gaertner in das Atelier des königlichen Hoftheatermalers Carl Wilhelm Gropius. Er arbeitete dort bis 1825 an der Gestaltung von bemalten Bühnenkulissen. Dieser Tätigkeit verdankte Gaertner seinen Blick für architektonische Perspektiven und deren realitätsnahe Wiedergabe. Über Gropius lernte er den Architekten, Maler und Bühnenbildner Karl Friedrich Schinkel kennen. Dieser entwarf Bühnenbilder, die Gaertner fertigstellte. Neben der Arbeit bei Gropius besuchte Gaertner im Jahr 1822 zusätzlich die erste Zeichenklasse der Akademie der Künste. Gaertner gelang zwar die Versetzung, brach das Semester jedoch schon 1823 wieder ab
Im Jahr 1824 erhielt Gaertner erstmals einen Auftrag von dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. Er sollte den Innenraum des 1816/1817 von Schinkel umgestalteten Vorgängerbaus des heutigen Berliner Dom auf Leinwand dokumentieren. Bevor Gaertner mit der Arbeit an dem Ölgemälde begann, fertigte er als Vorlage eine 37,8 × 34,2 cm große Bleistiftzeichnung an, die sich noch heute im Märkischen Museum erhalten hat. Sie weicht nur in wegen Details von dem späteren Gemälde ab. Schon auf dieser Skizze sind nur wenige Personen abgebildet, sodass die Aufmerksamkeit des Betrachters ganz auf die klassizistische Architektur gelenkt wird. In dem 77 × 62 cm großen Ölgemälde fällt die Blickrichtung vom Standort der Nordempore aus auf die Orgel und den Altar der Kirche. Ein heller, von der rechten Seite eindringender Lichtstrahl erleuchtet die Sitzreihe im Kirchenschiff. Auf einer Säule am rechten Bildrand zeichnet sich der Schatten der Fenstersprossen ab. Der König ließ das Gemälde im heutigen Kronprinzenpalais aufhängen. Während der Ausstellung der Berliner Akademie 1824 wurde es einer breiteren Öffentlichkeit bekannt und brachte Gaertner weitere Aufträge ein. Er konnte sich schließlich 1825 eine dreijährige Bildungsreise nach Paris leisten, womit er dem Vorbild seines Lehrmeisters Gropius folgte.

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