Ort: Mainz
geboren: 1781
Tod: 1858
Biographie:
Joseph Karl Stieler war ein deutscher Maler und von 1820 bis 1855 Hofmaler des bayerischen Königs. Er schuf hauptsächlich Porträts, die sich durch hohes technisches Können und eine deutliche idealisierende Tendenz auszeichnen. Stilistisch entwickelte sich seine Darstellungsweise ausgehend von der barocken Miniatur, erhielt ihre besondere Prägung durch den Klassizismus französischer Schule und nahm im Alterswerk sogar zuletzt noch frührealistische Elemente auf. Zu den bedeutendsten Werken Joseph Stielers zählen die Schönheitengalerie König Ludwigs I. von Bayern sowie die heute bekannten Porträts J.W. von Goethes, Alexander von Humboldts und Ludwig van Beethovens.
Joseph Stieler war Sohn von August Friedrich Stieler, Stempelschneider der kurfürstlichen Münze in Mainz, und dessen Frau Philippine (geb. Fritzmann). In der Familie, deren Wurzeln sich bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen lassen, hatten künstlerische Berufe – darunter Graveur, Stempel- und Wappenschneider oder Petschaftstecher – Tradition. Auch Joseph erhielt daher vom Vater früh Zeichenunterricht und übertraf künstlerisch bald seine älteren Brüder. Der frühe Tod des Vaters 1789 ließ die Familie verarmt und in einer schwierigen Lebenslage zurück und veranlasste den Jungen, seine künstlerische Ausbildung selbstständig weiterzuverfolgen. Er übte sich erfolgreich weiter im Zeichnen und eignete sich ohne persönliche Anleitung – wohl mithilfe eines der damals gängigen Lehrbücher – die Kunst der Miniaturmalerei an. Große Aufgeschlossenheit für neue künstlerische Impulse, eine sorgfältige, aber auch effiziente Arbeitsweise sowie die Verbindung zur gehobenen und höfischen Gesellschaft, prägten sein weiteres Leben als Maler.
Eine Miniatur seiner Schwester für deren Verlobten lenkte dessen Aufmerksamkeit auf Stielers Talent. Dies bildete den Auftakt seiner intensiveren Beschäftigung mit Kunst und brachte weitere Aufträge ein, durch die er in zunehmendem Maße seine Familie unterstützen konnte. Dabei kam ihm auch das gestiegene Bedürfnis breiterer bürgerlicher Kreise nach Porträts zugute.
Als Jugendlicher entschloss er sich, dem Hoflager des geflohenen Freiherren Friedrich Karl Joseph von Erthal nach Aschaffenburg zu folgen, wo er freundliche Aufnahme und zahlreiche Betätigungsmöglichkeiten als Miniaturmaler fand. Er lernte dort Freiherr Karl Theodor von Dalberg kennen, mit dem er fortan eng in Verbindung blieb, und der ihn ideell wie praktisch unterstützte.
Nachdem er sich so eine gewisse Grundlage geschaffen hatte, nahm er 1798 eine zweijährige Lehre bei Johann Christoph Fesel auf, wo er den Umgang mit Ölfarben erlernte. Um 1802 folgte ein Studium – Stielers erste systematische künstlerische Ausbildung – an der K.K. Akademie der Künste in Wien unter Leitung Heinrich Fügers, von dem er unter anderem den Rat annahm, das Miniaturmalen zugunsten größerer Werke aufzugeben. Er schloss dort 1805 erfolgreich ab. Anschließend brach Stieler zu einer Arbeitsreise nach Russland auf, musste aber aufgrund des Krieges zwischen dem napoleonischen Frankreich, dessen Staatsangehöriger er war, und Russland in Polen bleiben, wo er zahlreiche Aufträge erhielt. Von dort kehrte er 1807 nach Wien zurück. Reisen spielten eine wichtige Rolle in Stielers künstlerischem Leben. Im selben Jahr brach er schließlich auch zu einem eineinhalbjährigen Paris-Aufenthalt auf, wo er von zahlreichen gesellschaftlichen Kontakten und dem reichen Kulturangebot der Stadt profitierte. Hier studierte er auch – insbesondere bei François Gérard – zum zweiten Mal und nahm prägende klassizistische Einflüsse auf, die für sein Werk einen Neuanfang bedeuteten. In diese Zeit fiel auch eine nicht näher bezeichnete Augenerkrankung, die den Maler zeitweilig zumindest um seine künstlerische Existenz fürchten ließ, sodass er einige Zeit untätig und in tiefer Verzweiflung verbringen musste, ehe das Leiden glücklicherweise zurückging.
Weitere Arbeitsaufenthalte in Frankfurt am Main und Italien folgten. Ab 1812 war er am bayerischen Hof für König Maximilian I. tätig, schuf als arrivierter Porträtist eine Vielzahl von Gemälden und wurde 1820 zum Hofmaler ernannt. 1818 heiratete er seine erste Frau, die russischstämmige Pauline Luise Beckers und führte mit ihr eine glückliche Ehe. Ihr früher Tod 1830 traf den Maler hart; 1833 heiratete er – in zweiter, ebenso glücklicher Ehe – die Dichterin Josephine von Miller, ohne den Verlust völlig zu überwinden.
Im Auftrag von Antonie Brentano schuf er 1820 – unter schwierigen Bedingungen – das heute bekannteste Porträt von Ludwig van Beethoven. 1828 entstand, in regem Austausch mit dem Dichter und Gelehrten, sein berühmtes Goethe-Bildnis. 1823 gehört er zu den Gründungsmitgliedern des Kunstverein München.
In den für Stieler persönlich schwierigen Jahren um 1830 folgten dennoch zahlreiche Werke und Reisen. 1848 sah sich der Maler mit dem politischen Aufruhr in Bayern, den Geschehnissen um Lola Montez, die er widerwillig porträtierte, und der Abdankung König Ludwig I. von Bayern konfrontiert. Auch in den vierziger Jahren entstanden noch zahlreiche Bilder, wobei sich Stieler zunehmend mit dem politisch und künstlerisch gewandelten Umfeld auseinandersetzen musste und produktiv, aber doch bereits als alternder Maler, nach neuen Wegen suchte. Er betont die Wichtigkeit des Neuen und steht sowohl der Landschaftsmalerei wie der aufkommenden Fotografie aufgeschlossen gegenüber.
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