Ludwig Meidner

Ludwig Meidner

geboren: 1884

Tod: 1966

Biographie:

Ludwig Meidner war ein deutscher Maler des Expressionismus sowie Dichter und Grafiker.
Nach dem Studium an der Breslauer Kunstakademie von 1903 bis 1905 zog Meidner nach Berlin, wo er Radierunterricht im Atelier von Herrmann Struck nahm. 1906 bis 1907 besuchte er die Académie Julian und das Atelier Cormon in Paris. Hier entdeckte er die Kunst von Picasso, Gauguin und Ensor und befreundete sich mit Amedeo Modigliani. 1912 gründete er mit Richard Janthur und Jakob Steinhardt die Gruppe Die Pathetiker. Nach einer Ausstellung in der Galerie Der Sturm von Herwarth Walden löste sich die Gruppe jedoch bereits im selben Jahr wieder auf. In Berlin arbeitete Meidner an verschiedenen expressionistischen Zeitschriften, unter anderem Der Sturm, Die Aktion, Die Weißen Blätter oder Der Feuerreiter, mit.
In Meidners Frühwerk sind Einflüsse des Impressionismus und Postimpressionismus erkennbar, ab 1912 ist sein expressiver, dynamischer Stil von Kubismus und Futurismus geprägt. Sein Hauptthema zu dieser Zeit war das hektische Großstadtleben, das er in Gemälden, dynamischen Zeichnungen und Grafiken (etwa der Mappe Straßen und Cafés) festhielt. Meidner schrieb hierzu: „Malen wir das Naheliegende, unsere Stadt-Welt! die tumultuarischen Straßen, die Eleganz eiserner Hängebrücken, die Gasometer, welche in weißen Wolkengebirgen hängen, die brüllende Koloristik der Autobusse und Schnellzuglokomotiven, die wogenden Telefondrähte (sind sie nicht wie Gesang?), die Harlekinaden der Litfaß-Säulen, und dann die Nacht ... die Großstadt-Nacht..“
Ab 1912 entstanden auch Katastrophenszenarien: brennende Städte mit Kometen und Feuersäulen am Himmel, die von panischen Menschenmengen bevölkert sind. Diese Apokalyptischen Landschaften wurden (nicht nur) von Meidner später als Vorahnungen des Ersten Weltkrieges interpretiert. Im Herbst 1913 lernte Meidner den Dichter Ernst Wilhelm Lotz kennen, mit dem er im April 1914 ein Wohnatelier in Dresden bezog. Bereits 1914 entstand Meidners Mappe Krieg, die sich, während in Deutschland noch allgemeine Kriegseuphorie herrschte, bereits in düsteren Bildern kritisch mit dem Krieg auseinandersetzte. Der frühe Kriegstod von Lotz bedeutete für Meidner einen großen Verlust.
Meidner leistete von 1916 bis 1918 seinen Militärdienst als Dolmetscher in einem Kriegsgefangenenlager ab. Hier entstanden auch seine beiden Bände mit expressionistischer, hymnischer Prosa Im Nacken das Sternemeer und Septemberschrei. Nach kurzem Engagement in revolutionären Künstlergruppen wie der Novembergruppe wandte sich Meidner in den 1920er Jahren intensiv religiösen Themen zu. Die latente Beschäftigung mit der Religion (etwa dem Thema des Jüngsten Gerichts in den Apokalyptischen Landschaften) wurde mehr und mehr zu einer bewussten religiösen Sinnsuche im Medium der Kunst. Aus der Suche nach seiner religiösen Identität entstanden Darstellungen im Selbstporträt von jüdischen Propheten und religiösen Zeloten. Ab Mitte der 1920er Jahre, als Meidner sein Leben streng nach den religiösen Vorschriften des Judentums ausrichtete, zeichnete er viele biblische Szenen und Idealporträts frommer Juden im Gebet. Obwohl sein Stil jetzt zunehmend naturalistisch wurde, weisen seine Bilder weiterhin eine gewisse Dramatik und expressive Spannung auf.
Meidner war auch ein bedeutender Porträtist, der viele Intellektuelle, besonders Schriftsteller, der Weimarer Republik in psychologisch intensiven Bildnissen festhielt. Neben Porträts in Ölmalerei schuf Meidner, vor allem zwischen 1914 und 1928, zahlreiche Porträtradierungen. Zu den Porträtierten zählen unter anderem die Dichter Johannes R. Becher, Max Herrmann-Neiße, Johannes Baader und Paul Zech, die Maler Conrad Felixmüller und Otto Th. W. Stein, die Schauspieler Eugen Klöpfer und Lotte Lenya, die Kunstkritiker Paul Westheim und Ernst Cohn-Wiener, der Pianist Walter Kaempfer, der Kunsthändler Israel Ber Neumann oder der Rabbiner Leo Baeck.
Zwischen 1927 – dem Jahr seiner Eheschließung – und 1932 zog sich Meidner weitgehend als bildender Künstler zurück und schrieb zahlreiche Feuilletons, die hauptsächlich im Kunstblatt, im Berliner Börsen-Courier und im Berliner Tageblatt erschienen.
Nach 1933 erhielt Meidner Mal- und Ausstellungsverbot im nationalsozialistischen Deutschland. In der Ausstellung „Entartete Kunst“ wurde ein Selbstporträt von ihm gezeigt. Um dem wachsenden antisemitischen Druck zu entgehen, nahm er 1935 eine Stelle als Zeichenlehrer am jüdischen Realgymnasium Jawne in Köln an. In Theodor Fritschs Hetzwerk Handbuch der Judenfrage wurde er 1936 als „führender Kunstjude“ gebrandmarkt. 1939 emigrierte Meidner nach London, wo er unter schwierigsten materiellen Umständen lebte. 1940–1941 war er als „Feindlicher Ausländer“ in verschiedenen Internierungslagern. Im Londoner Exil entstanden neben Aquarellen und Zeichnungen mit religiöser Thematik auch ein Bilderzyklus zur Judenverfolgung und einer Serie von humoristischen Szenen und Blättern, die ein groteskes Welttheater zeigen.

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