Pierre Le Gros

Pierre Le Gros

Ort: Paris

geboren: 1666

Tod: 1719

Biographie:

Pierre Le Gros war ein französischer Bildhauer im spätbarocken Rom. Er nahm im römischen Kunstbetrieb einen führenden Rang ein und war um die Wende zum 18. Jahrhundert maßgeblich an vielen bedeutenden Skulpturprojekten beteiligt. Da er in Frankreich fast nicht in Erscheinung trat, wird er zumeist der italienischen Kunstgeschichte zugerechnet.
Sein Name wird heute oft Legros geschrieben, während er selbst stets als Le Gros unterzeichnete. Um ihn vom gleichnamigen Vater Pierre Le Gros zu unterscheiden, präzisiert man häufig mit dem Zusatz der Jüngere. Vor allem im englischen und französischen Sprachraum nennt man ihn auch Pierre II Legros.
Le Gros war der Sohn des älteren Pierre Le Gros und dessen früh verstorbener Ehefrau Jeanne Marsy. Sowohl der Vater als auch die beiden Onkel Gaspard und Balthazar Marsy waren vielbeschäftigte Hofbildhauer für Ludwig XIV. Auch seine Stiefmutter Marie Le Pautre entstammte einer Pariser Künstlerfamilie von namhaften Kupferstechern und Bildhauern. Frühzeitig wurde der junge Pierre vom Vater in die Herstellung von Skulpturen eingewiesen, während er Zeichnen beim Großvater, dem Kupferstecher Jean Le Pautre, lernte. Als 15-Jähriger erbte er die gesamten Zeichnungen und Modelle seines Onkels Gaspard. Später war er in den Wettbewerben der Académie Royale erfolgreich. 1685 gewann er den dritten Preis für Modellzeichnen, 1686 den ersten für Skulptur und damit ein Stipendium zum Aufenthalt in Rom.
Als er 1690 an der französischen Akademie in Rom eintraf, fand er dort bereits seinen Cousin vor, den Bildhauer Pierre Le Pautre. Bald freundeten sich beide auch mit dem jungen Architekten Gilles-Marie Oppenordt an. Die Akademie befand sich zu jener Zeit wegen der hohen Kriegskosten des Königs in einer anhaltenden Geldnot. Erst nach beständigem Drängen wurde es Le Gros erlaubt, eine antike, damals fälschlich als Vetturie bezeichnete Statue in Marmor zu kopieren. Heute im Jardin des Tuileries aufgestellt, ist diese Figur das einzige Beispiel seiner Bildhauerkunst, das sich in Paris befindet.
Das Nahen des Jubeljahrs 1700 spornte die Jesuiten an, ein lange ins Auge gefasstes Projekt voranzutreiben. Im Gesù, der Mutterkirche des Ordens, sollte ein prachtvoller Altar über dem Grab des Ordensgründers Ignatius von Loyola erstehen. Die Bildhauer Roms wurden 1695 aufgerufen, detaillierte Modelle für die Ausführung einer Figurengruppe zu unterbreiten, dabei jedoch einem Gesamtentwurf von Andrea Pozzo zu folgen. Auch Le Gros beteiligte sich heimlich und erhielt den Auftrag für Die Religion vertreibt die Ketzerei. Er verließ die französische Akademie und mietete ein Atelier im Palazzo Farnese, das er sein ganzes Leben lang unterhielt. Er präsentierte ein Werk von lange nicht gesehener Lebendigkeit, besonders im Vergleich zum viel steiferen Pendant von Jean-Baptiste Théodon. Mit dieser Arbeit noch nicht fertig, gewann Le Gros 1697 unter großem Beifall den Wettbewerb für die Hauptfigur des Altars, die Silberstatue des heiligen Ignatius.
Gleichzeitig arbeitete er für die Jesuiten am Altar des heiligen Luigi Gonzaga, erneut nach Vorgaben von Pozzo. Mit dem riesigen Retabel gelang Le Gros bereits frühzeitig eines seiner Hauptwerke. In neuartiger Weise verknüpfte er hier Eigenschaften des Reliefs mit denen der Statue, hob einerseits den Heiligen plastisch wie chromatisch heraus, band ihn andererseits in die Fläche ein.
Auch die Dominikaner wurden zu dieser Zeit auf Le Gros aufmerksam. Ihr Ordensmeister Antonin Cloche war damit beschäftigt, den Prozess der Kanonisierung von Pius V. in die Wege zu leiten. 1697 bestellte er deshalb von Le Gros einen Prunksarkophag für eine würdevolle Grablege des Papstes. All diese Werke waren pünktlich zum Heiligen Jahr 1700 fertig.
1700 wurde er zum Mitglied der Accademia di San Luca gewählt. 1701 heiratete er die Pariserin Marie Petit. Nach deren Tod heiratete er 1704 Marie-Charlotte Houasse, die Tochter des Direktors der französischen Akademie in Rom. Durch seine früheren Leistungen sowohl von den Jesuiten wie von den Dominikanern geschätzt, kam er in den Genuss einer ganzen Reihe von Anschlussaufträgen beider Orden.Durch den 1700 gewählten kunstsinnigen Papst Clemens XI. brach zudem eine neue Phase einer vom Papst selbst gesteuerten Kunstpolitik an. Lange Zeit erwogene Ausschmückungen päpstlicher Kirchen wurden nun verwirklicht. Zunächst erlaubte Clemens den religiösen Gemeinschaften, im Petersdom für ihre jeweiligen Gründer Statuen zu errichten. Allein die Dominikaner sahen jedoch Anlass zur Eile, um sich den besten Platz zu sichern. Bereits im April 1702 wurde ein von Le Gros geschaffenes Modell der Statue des heiligen Dominikus im Chor des Petersdoms begutachtet und bis 1706 in Marmor umgesetzt.
Gleichzeitig entfaltete sich mit dem Zyklus der zwölf Apostelstatuen für die Lateranbasilika über eineinhalb Jahrzehnte ein bitterer Wettstreit um die künstlerische Führung in Rom. Das gesamte Projekt hatte von Anfang an eine politische Dimension. Der Papst gab Richtlinien vor, wälzte die Kosten von elf Statuen jedoch auf andere Fürsten ab, die als Stifter fungierten. Der von Clemens mit Ehrungen überhäufte, nun fast 80-jährige Maler Carlo Maratti zeichnete Entwurfsskizzen, nach denen die jeweils gewählten Bildhauer eine Monumentalstatue anfertigen sollten. Rasch wurde über diese Bevormundung Protest laut, der Théodon zum Rücktritt führte, während sich die meisten anderen Bildhauer widerwillig in ihr Schicksal fügten. Einzig Le Gros war es erlaubt, zwei Apostel nach eigenem Entwurf zu arbeiten. Sein größter Konkurrent, Camillo Rusconi, folgte hingegen bereitwillig den Vorgaben Marattis, mit dem er eine Vorliebe für einen stärker klassizistisch ausgerichteten Barockstil teilte.

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