geboren: 1886
Tod: 1972
Biographie:
Rudolf Edwin Belling war ein deutscher Bildhauer.
Belling erhielt eine eher konservative Erziehung durch seine Eltern Ernst und Helene (geb. Thomas). Von 1892 bis 1901 besuchte er die Steglitzer Volksschule, anschließend das preußisch-militärische Internat Luisenstift. Er begann eine kaufmännische Lehre, die er zu Ende führte. Es war ihm klar, dass er kein Kaufmann werden wolle und er begann in einer kunstgewerblichen Werkstatt als Lehrling zu arbeiten. Danach durchlief er eine Fortbildung an einer Handwerkerschule.
Belling bildete sich zudem autodidaktisch weiter, besuchte Abendkurse für Zeichnen und Modellieren sowie Anatomievorlesungen für Künstler an der Tierärztlichen Hochschule Berlin. 1908 machte sich Belling, zusammen mit Emil Kaselow, mit einem Atelier für Kleinplastik, Dekoration und Kunstgewerbe selbstständig. Seit 1909 übernahm die Firma Spezialaufträge für Theateraufführungen Max Reinhardts. Nach der Auflösung des Ateliers 1910 arbeitete er in der Kaschierabteilung einer Bühnenwerkstatt. Er schloss in dieser Zeit wichtige Bekanntschaften wie Max Reinhardt, Ernst Stern, dessen expressionistischen Chefbühnenbildner sowie Hans Poelzig. Durch die Arbeit als Bühnenbildner lernte Belling die neuen Tendenzen expressionistischer Kunst und Literatur kennen. Das Theater prägte die Thematik und Symbolik seiner folgenden Arbeiten stark, immer wieder findet sich das Motiv des Tanzes. 1911 wurde Peter Breuer, Professor für Bildhauerei an der Kunstakademie Berlin-Charlottenburg, auf Belling aufmerksam und nahm ihn ohne Vorstudium als Meisterschüler auf. Zudem stellte Breuer ihm ein eigenes Schüleratelier zur Verfügung. Studienreisen führten ihn 1913 nach Belgien, Holland, England und Frankreich.
Durch diese Wendung war es Belling nun möglich, einerseits seinem autodidaktisch geführten Studium als Bildhauer eine akademische Basis zu geben und andererseits weiterhin durch die Bühnenbildnerei Geld zu verdienen. Während dieser Zeit beschäftigte er sich mit den Theorien von Adolf von Hildebrand in dessen Buch „Das Problem der Form in der bildenden Kunst“. Zwischen 1915 und 1917 diente Belling als Soldat der Fliegertruppe Berlin-Adlershof und war dort in der Modellabteilung tätig.
Ab Ende des Jahres 1918, nach Ausrufung der Republik durch Philipp Scheidemann, geriet auch Belling in einen Strudel revolutionärer Ereignisse und neuer Ideen. In Berlin wurde der Arbeitsrat für Kunst gegründet, in dem auch Belling vertreten war. Im Dezember desselben Jahres wurde die progressive Künstlervereinigung „Novembergruppe“ gegründet, zu deren Ausstellungs-Kommission Belling als Mitbegründer zählte. Belling war bis 1932 im Vorstand der Gruppe tätig.
1919 entstand seine berühmte Plastik Dreiklang. Zudem widmete Belling sich in dieser Zeit der angewandten Kunst und dem Art déco. Er fertigte 1920 und 1921 Reklameaufbauten und Schaufensterfiguren an. 1925 heiratete er die Tänzerin Toni Freeden. Zwischen 1924 und 1926 begab sich Belling auf Studienreise durch Europa. In den folgenden Jahren arbeitete Belling, zusammen mit einer Reihe bedeutender Architekten, an privaten und öffentlichen Gebäuden und entwarf zudem zahlreiche plastische Bildnisse. Als ordentliches Mitglied des Deutschen Künstlerbundes beteiligte sich Rudolf Belling 1929 an der DKB-Jubiläumsausstellung ("25 Jahre Deutscher Künstlerbund") im Kölner Staatenhaus am Rheinpark mit einer Bronzebüste des Reichspräsidenten Friedrich Ebert.
1931 wurde Belling zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste in Berlin ernannt. 1932 nahm er mit der Plastik Der Boxer an den Kunstwettbewerben der Olympischen Sommerspiele in Los Angeles teil und erhielt eine „Ehrenvolle Erwähnung“.
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 wurde er jedoch zunehmend boykottiert und als "entartet" diffamiert. 1935 erhielt Belling einen Lehrauftrag in New York an der privaten Annoth Art School. Im gleichen Jahr ließ er sich von seiner Frau scheiden. 1936 kam er nach Deutschland zurück, doch die politischen Umstände zwangen ihn, sein Heimatland erneut zu verlassen. Bei der ersten Großen Deutschen Kunstausstellung 1937 wurden Werke von Belling gezeigt, gleichzeitig aber auch bei der Ausstellung Entartete Kunst. 1936 wurde Belling Professor und Leiter der Klasse für Bildhauerei der Kunstakademie in Istanbul. 1937 trat er aus der Preußischen Akademie aus und emigrierte, durch Hans Poelzig vermittelt, nach Istanbul in die Türkei. Er hielt in Istanbul von 1937 bis 1952 Vorlesungen an der Kunstakademie. Die folgenden Kriegsjahre verbrachte er in der Türkei. Er heiratete 1942 Jolanda Manzini. 1944 wurde sein Wohnhaus und Atelier in Berlin-Lichterfelde (Ostpreußendamm 20a) zerbombt und viele Entwürfe und Originale wurden unwiederbringlich zerstört. Von 1952 bis 1965 hatte Belling den Lehrauftrag für künstlerische Grundlehre und Modellieren an der Architekturfakultät der TU Istanbul.
1966 kehrte Belling nach Deutschland zurück. Er starb 1972 in Krailling bei München. Der Nachlass wird in München von seiner Tochter Elisabeth Weber-Belling betreut.
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