geboren: 1475
Biographie:
Sebastiano Serlio war ein italienischer Architekt und Architekturtheoretiker. Durch seinen Traktat Sieben Bücher zur Architektur (1. Teil von 1537) zählt er, wie schon vor ihm Alberti und später dann Palladio, zu den einflussreichsten Architekturschriftstellern des 16. Jahrhunderts.
Serlio lernte zunächst bei seinem Vater in Bologna die Malerei, was ihm eine gründliche Kenntnis der Perspektivkonstruktion verschaffte, und kam durch seine Tätigkeit bei Baldassare Peruzzi in Rom (ab 1514) zur Architektur. Nach der Plünderung Roms 1527 im Sacco di Roma ging er 1528 nach Venedig, 1541 siedelte er nach Frankreich über, um als "peintre et architecteur du roi" in den Dienst des französischen Königs Franz I. zu treten. Seine letzten Jahre verbrachte er in Lyon.
Serlio war als Grafiker Mitarbeiter von Peruzzi. Von diesem übernahm Serlio den Plan zu einem Werk über die fünf klassischen Ordnungen. Bei seinem Tode vererbte Peruzzi auch seine Zeichnungen von antiken römischen Bauten an Serlio, der so eine bedeutende Grundlage für die Illustrationen seiner sieben Bücher hatte. Dieser Umstand führte dazu, dass Serlio durch Giorgio Vasari und seine Nachfolger als geistloser Plagiator dargestellt wurde, eine Behauptung, die durch einen Vergleich der Manuskripte Peruzzis und Serlios entkräftet werden kann.
In Venedig bewarb sich Serlio 1528 beim Senat um die Urheberrechte für die Illustrationen zu den fünf Ordnungen der Architektur (toskanisch, dorisch, ionisch, korinthisch und Komposit), von denen jedoch nur neun Stiche veröffentlicht wurden.
Aus den Vorarbeiten Peruzzis entwickelte Serlio den Plan für ein mehrbändiges Werk, das alle Aspekte der klassischen Architektur umfassen sollte. Am Anfang stehen Geometrie (erstes Buch) und Perspektive (zweites Buch). Dann werden architektonische Vorbilder der antiken Architektur Roms (drittes Buch) und architektonische Ordnungssysteme (viertes Buch) vorgestellt. Die Gestaltung von Tempeln ist das Thema des fünften Buches. Das sechste behandelt Wohnhäuser für alle Schichten vom einfachen Bauern bis zum König. Im siebten Buch werden die besonderen Umstände beschrieben, die einem Architekten bei seiner Arbeit begegnen können. Dazu zählen Besonderheiten des Grundstücks, Umnutzungen vorhandener Bausubstanz etc.
Die Bücher erschienen allerdings nicht gemeinsam und zusammenhängend, sondern zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten in dieser Reihenfolge:
Das siebte Buch erschien also nach Serlios Tod, das sechste und achte Buch wurden erst im 20. Jahrhundert aus den Handschriften editiert. Zusammen mit dem extraordinario libro sind es also insgesamt neun Bücher, die Serlio verfasste, doch erschienen im 16. Jahrhundert (einschließlich des extraordinario libro) nur sieben, daher die Bezeichnung Sette Libri.
Serlio arbeitete an diesen Büchern gleichzeitig, in Buch IV, erwähnt er, dass die anderen Bücher bereits begonnen sind. Obwohl die Bücher zweifelsohne dazu bestimmt sind, sie als ein gesamtes Werk zu lesen, gibt es keinen Anhaltspunkt dafür, dass Serlio je geplant hatte, die einzelnen Bücher als Band in einer Ausgabe zu veröffentlichen. Die Bücher können sowohl in ihrer chronologischen Reihenfolge der Veröffentlichung, also, IV, III, I, II und V gelesen werden als auch in numerischer Reihenfolge. In Buch I erwähnt Serlio, dass er dieses deswegen nicht als erstes veröffentlicht habe, weil die Bände über Geometrie und Perspektive möglicherweise von der Mehrheit der Leute nicht sehr gemocht worden wären, da die Figuren nicht sehr attraktiv seien und es nicht soviel Freude mache, diese Subjekte zu studieren, wie die Eigenschaften der Architektur im allgemeinen.
Serlio verfasste zwei Manuskripte zum sechsten Buch, die jedoch bis ins zwanzigste Jahrhundert unveröffentlicht blieben. Manuskripte liegen heute in der Columbia University, sie wurden erst durch eine Untersuchung von William Bell Dinsmoor im Jahr 1942 bekannt. Frühe Drucke seiner Büchern (3., 4. und 5. Buch, von 1544-1600) finden sich auch in der Bayerischen Staatsbibliothek in München und der Augsburger Staats- und Stadtbibliothek. Ob Serlio auch das Manuskript zu einem achten Buch über Militärarchitektur fertiggestellt hatte, ist ungewiss. Das besondere des unveröffentlichten Manuskripts ist, dass es nicht nur, wie bei Alberti und Palladio, Pläne zu Bauten für die oberste Schicht enthält, sondern darin eine Architektur für die gesamte Gesellschaft, vom Bauern bis zum König, beschrieben wurde.
Die Bücher wurden in der Folgezeit in verschiedenen Zusammenstellungen nachgedruckt und übersetzt. Das Werk wurde noch vor Ende des 16. Jahrhunderts zum meistgelesenen Traktat über Architektur. Die erste Übersetzung erschien in flämischer Sprache 1539 in Antwerpen. Es folgten schon zur Mitte des 16. Jahrhunderts Ausgaben in Französisch (Antwerpen 1542, 1545, 1550), Deutsch (Basel, 1542, 1558), Spanisch (Toledo 1552, 1563, 1573). Serlio wurde damit zum einflussreichsten Architekturschriftsteller in Europa und den spanischen Kolonien in Lateinamerika. Am wirkungsmächtigsten war das vierte Buch mit der Lehre von den Säulenordnungen. Dazu erschienen auch Adaptionen, etwa vom Deutschen Hans Blum.
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