Ort: Heiligenstadt Im Eichsfeld
geboren: 1460
Tod: 1531
Biographie:
Tilman Riemenschneider war ein deutscher Bildschnitzer und Bildhauer sowie Bürgermeister und Freiheitskämpfer. Er zählt zu den bedeutendsten Künstlern am Übergang von der Spätgotik zur Renaissance um 1500.
Tilman Riemenschneider wurde zwischen 1459 und 1462 in Heiligenstadt im Eichsfeld geboren. Als Riemenschneider etwa fünf Jahre alt war, musste sein Vater wegen früherer Verwicklungen in die Mainzer Stiftsfehde Heiligenstadt verlassen und verlor außerdem seinen Besitz. Die Familie zog nach Osterode um, wo sich der Vater als Münzmeister niederließ und Tilman seine Kinder- und Jugendjahre verbrachte.
Um 1473 lernte Tilman Riemenschneider das Bildhauer- und Bildschnitzerhandwerk. Heute geht man davon aus, dass Riemenschneider sein Handwerk in Straßburg (bei Nachfolgern des stilprägenden Niclas Gerhaert van Leyden) und Ulm erlernte. Wegen schlechter Quellenlage weiß man aber von diesem Lebensabschnitt Riemenschneiders nahezu nichts. Tilman Riemenschneider kam aber in dieser Zeit mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mit der Kunst Martin Schongauers in Berührung, dessen Kupferstiche ihm später als Vorlagen dienten.
Tilman Riemenschneider war bereits 1478/79 schon einmal in der Stadt Würzburg. Eine Anstellung im Kollegiatstift Haug, die sein Onkel ihm vermittelt hatte, schlug er aber aus und er bemühte sich außerhalb Würzburgs um Arbeit.
1483 gelangte er schließlich endgültig in seine Wahlheimat, die fürstbischöfliche Residenzstadt Würzburg, wo er am 7. Dezember 1483 als Malerknecht in die Sankt-Lucas-Gilde der Maler, Bildhauer und Glaser aufgenommen wurde.
Nachdem er am 28. Februar 1485 Anna Schmidt, die Witwe eines Goldschmiedemeisters geheiratet hatte, endete sein Gesellendasein. Ihm wurden die Würzburger Bürgerrechte verliehen und er kam zu Meisterehren. Dieser Weg des gesellschaftlichen Aufstiegs war im Spätmittelalter durchaus üblich. Die starre Zunftordnung ließ Ortsfremden oft gar keine andere Möglichkeit, in die Reihen der einheimischen Handwerksmeister aufgenommen zu werden. Außer Status und Vermögen, unter anderem den "Hof zum Wolfmannszichlein" in der Franziskanergasse (heute befindet sich das Restaurant "Tilman's Steakhaus 800°" dort im Untergeschoss), brachte Tilman Riemenschneiders erste Ehefrau drei Söhne in die Ehe mit. Sie starb nach fast zehn Ehejahren und hinterließ ihm eine gemeinsame Tochter. 1497 heiratete Tilman Riemenschneider zum zweiten Mal. Auch die zweite Frau, Anna Rappolt, mit der er eine weitere Tochter und drei Söhne – darunter den späteren Südtiroler Maler Bartlmä Dill Riemenschneider – hatte, starb um 1506/07 im neunten Ehejahr. Ein Jahr nach dem Tod seiner zweiten Frau heiratete Tilman Riemenschneider 1507 zum dritten Mal, Margarete Wurzbach. Nachdem auch diese verstorben war, heiratete er um 1520 Margarete, Witwe des Kilian Thurner, Tochter des Viertelmeisters Hans Schirmer, die ihn überlebte. Während die Ehefrauen immer jeweils den großen Meisterhaushalt führten, betrieb Tilman Riemenschneider sein Gewerbe mit viel Geschäftssinn und Kunstfertigkeit. Um 1500 hatte er als Künstler einen hervorragenden Ruf, er war zum wohlhabenden Bürger und Vorsteher seiner Zunft geworden. Er besaß in Würzburg mehrere Häuser, reichlich Grundbesitz mit eigenen Weinbergen und eine florierende Werkstatt, in der er viele, teils sehr begabte Gesellen beschäftigte.
Würzburg wurde seit dem 13. Jahrhundert von dem Bischof, dem Domkapitel und dem Unteren Rat und dem Oberen Rat regiert. Im November 1504 wurde Tilman Riemenschneider in den Unteren Rat der Stadt Würzburg berufen, dem er danach über 20 Jahre angehörte. Er bekleidete in dieser Funktion die Ämter eines Baumeisters und Fischereimeisters sowie eines Pflegers und Vermögensverwalters der Würzburger Marienkapelle.Viermal wurde Riemenschneider in den übergeordneten bischöflichen Oberrat entsandt. Hier vertrat er gegenüber dem Bischof und den Domherren die Interessen der Stadt.
Durch die öffentlichen Ämter und Privilegien als Ratsherr mehrte er nicht nur sein gesellschaftliches Ansehen, sondern erlangte auch viele große, lukrative Aufträge. 1520/21 wurde er zum Bürgermeister gewählt. Dieses Amt übte er bis 1524 aus. Zu dieser Zeit wehte schon der Geist der Reformation durchs Land und nahm auch viele Würzburger Bürger für sich ein.
Der Rat der Stadt führte seit längerem politische Auseinandersetzungen mit dem damaligen mächtigen Fürstbischof Konrad II. von Thüngen, der als Landesherr in der Festung Marienberg direkt oberhalb der Stadt residierte. Der Streit eskalierte 1525 während des Deutschen Bauernkriegs, als sich aufständische Bauern vor der Stadt sammelten und die Würzburger Bürger sich mit ihnen gegen den Bischof verbündeten. Die Festung Marienberg hielt jedoch der Belagerung und den Angriffen aus der Stadt stand. Der Bischof drohte sogar der Stadt mit Zerstörung, was die Bürger in ihrem Kampfeswillen demoralisierte. Zur entscheidenden Schlacht kam es am 4. Juni 1525 außerhalb der Stadt, wo die anrückenden Landsknechte des Georg Truchsess von Waldburg-Zeil das Bauernheer vernichteten. Da die Bauern am Vortag von ihrem militärischen Führer Götz von Berlichingen verlassen worden waren, mussten sie führerlos in den Kampf und hatten keine Chance. Innerhalb von zwei Stunden wurden 8.000 Bauern getötet. Als die gut ausgerüsteten und kampferprobten Truppen des Bischofs zum Angriff auf die Stadt übergingen, endete auch der Aufstand der Bürger in ihrer totalen Niederlage und Unterwerfung.
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