geboren: 1832
Tod: 1908
Biographie:
Heinrich Christian Wilhelm Busch war einer der einflussreichsten humoristischen Dichter und Zeichner Deutschlands. Seine ersten Bildergeschichten erschienen ab 1859 als Einblattdrucke. In Buchform wurden sie erstmals 1864 unter dem Titel „Bilderpossen“ veröffentlicht. Schon seit den 1870er Jahren in ganz Deutschland berühmt, galt er bei seinem Tod dank seiner äußerst volkstümlichen Bildergeschichten als „Klassiker des deutschen Humors“ . Als Pionier des Comics schuf er u. a. Max und Moritz, Die fromme Helene, Plisch und Plum, Hans Huckebein, der Unglücksrabe, die Knopp-Trilogie und weitere, bis heute populäre Werke. Oft griff er darin satirisch die Eigenschaften bestimmter Typen oder Gesellschaftsgruppen auf, etwa die Selbstzufriedenheit und Doppelmoral des Spießbürgers oder die Frömmelei von Geistlichen und Laien. Viele seiner Zweizeiler sind im Deutschen zu festen Redewendungen geworden, z. B. „Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr“ oder „Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich“.
Busch war ein ernster und verschlossener Mensch, der viele Jahre seines Lebens zurückgezogen in der Provinz lebte. Seinen Bildergeschichten maß er selbst wenig Wert bei und bezeichnete sie als „Schosen“ (französisch chose = Sache, Ding, quelque chose = etwas, irgendwas). Er betrachtete sie zu Beginn nur als Broterwerb, mit dem er nach einem abgebrochenen Kunststudium und jahrelanger finanzieller Abhängigkeit von den Eltern seine drückende wirtschaftliche Situation aufbessern konnte. Sein Versuch, sich als ernsthafter Maler zu etablieren, scheiterte an seinen eigenen Maßstäben. Die meisten seiner Gemälde hat Wilhelm Busch vernichtet, die erhaltenen wirken häufig wie Improvisationen oder flüchtige Farbnotizen und lassen sich nur schwer einer malerischen Richtung zuordnen. Seine vom Stil Heinrich Heines und der Philosophie Arthur Schopenhauers beeinflusste Lyrik und Prosadichtung stießen beim Publikum, das mit seinem Namen komische Bildergeschichten verband, auf Unverständnis. Dass seine künstlerischen Hoffnungen enttäuscht wurden und er übersteigerte Erwartungen an sich selbst zurücknehmen musste, sublimierte er mit Humor. Dies spiegelt sich sowohl in seinen Bildergeschichten als auch in seinem literarischen Werk wider.
Johann Georg Kleine, der Großvater Wilhelm Buschs auf mütterlicher Seite, ließ sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts in dem kleinen, ländlich geprägten Ort Wiedensahl zwischen dem schaumburgischen Stadthagen und dem hannoverschen Kloster Loccum nieder. Er erwarb dort 1817 ein strohgedecktes Fachwerkhaus, in dem rund 15 Jahre später Wilhelm Busch zur Welt kam. Amalie Kleine, Wilhelm Buschs Großmutter, führte in dem Ort einen Krämerladen, in dem Buschs Mutter Henriette aushalf, während ihre zwei Brüder das Gymnasium besuchten. Johann Georg Kleine starb 1820. Seine Witwe führte gemeinsam mit ihrer Tochter den Krämerladen weiter, um den Lebensunterhalt der Familie sicherzustellen. Mit 19 Jahren heiratete Henriette Kleine in erster Ehe den Nachfolger ihres Vaters, den Wundarzt Friedrich Wilhelm Stümpe. Bereits mit 26 Jahren war Henriette Kleine verwitwet, die drei Kinder aus dieser Verbindung waren noch als Kleinkinder verstorben. Etwa um 1830 ließ sich in Wiedensahl der unehelich geborene Bauernsohn Friedrich Wilhelm Busch nieder. Er hatte im benachbarten Loccum eine Kaufmannslehre absolviert und übernahm zunächst in Wiedensahl den Krämerladen, den er von Grund auf modernisierte.
Wilhelm Busch wurde am 15. April 1832 als erstes von sieben Kindern aus der Ehe zwischen Henriette Kleine und Friedrich Wilhelm Busch geboren. Sechs weitere Geschwister folgten in kurzem Abstand. Fanny (1834), Gustav (1836), Adolf (1838), Otto (1841), Anna (1843) und Hermann (1845) überlebten alle ihre Kinderzeit. Die Eltern waren strebsame, fleißige und fromme Protestanten, die es im Laufe ihres Lebens zu einigem Wohlstand brachten. Sie konnten es sich später erlauben, neben Wilhelm zwei weitere ihrer Söhne studieren zu lassen. Die Bereitschaft Friedrich Wilhelm Buschs, in so hohem Maße in die Ausbildung seiner Söhne zu investieren, führt der Busch-Biograf Berndt W. Wessling zumindest zu einem Teil auf dessen eigene uneheliche Abstammung zurück, die insbesondere im dörflichen Raum ein erheblicher gesellschaftlicher Makel war.
Der junge Wilhelm Busch war zwar groß gewachsen, jedoch von eher zartem und feingliedrigem Körperbau. Jungenhaft derbe Streiche, wie er sie später seinen Protagonisten Max und Moritz andichtete, blieben in seiner Wiedensahler Kindheit selten. Er selbst hat sich später in seinen autobiografischen Skizzen und Briefen als ein empfindsames, ängstliches Kind geschildert, das die „Bangigkeit gründlich studiert“ habe und fasziniert, mitleidig und verstört reagierte, wenn im Herbst die Haustiere geschlachtet wurden. Das kindliche Miterleben der „schauderhaft anziehenden“ „Metamorphose in Wurst“ prägte Wilhelm Busch so nachhaltig, dass er sich während seines gesamten Lebens vor Schweinefleisch ekelte.
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