August Sander

August Sander

Ort: Herdorf

geboren: 1876

Tod: 1964

Biographie:

August Sander war ein deutscher Fotograf. Sander gilt heute als einer der wichtigen Fotografen des 20. Jahrhunderts. Mit seinem Bildatlas „Menschen des 20. Jahrhunderts“ hat er ein „epochemachendes“ Fotoprojekt geschaffen. Er ist der Stilrichtung der Neuen Sachlichkeit zuzuordnen.
Sander – Sohn eines Bergbauzimmermanns – arbeitete nach Abschluss der Volksschule als sogenannter Haldenjunge in den Grubenanlagen im Umland seines Geburtsortes Herdorf. Sander kam zum ersten Mal mit der Fotografie in Berührung, als er einem Fotografen assistierte, der für die Bergwerksgesellschaft arbeitete. Mit finanzieller Hilfe eines Onkels konnte er sich eine Fotoausrüstung kaufen und ein Labor einrichten.
Ein weiterer Schritt auf dem Weg zu seinem späteren Beruf wurde sein Militärdienst (1897–1899) in Trier, wo er als Assistent eines Fotografen weitere Erfahrungen sammeln konnte. Mit dessen Empfehlung ging er danach auf zweijährige Wanderschaft, die ihn u. a. nach Berlin, Magdeburg, Halle (Saale), Leipzig und Dresden (dort mit kurzzeitiger Teilnahme am akademischen Kunstunterricht) führte.
1901 wurde Sander zunächst Angestellter, im folgenden Jahr Mit- und im Jahr 1904 Alleineigentümer eines Fotoateliers in Linz an der Donau. Im Jahr 1902 heiratete er Anna Seitenmacher, aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. Im Jahr 1910 gab er sein Linzer Geschäft auf und siedelte nach Köln über, wo er sich ein neues Atelier aufbaute und mit seiner Frau in der Dürener Straße 201 wohnte. Im Ersten Weltkrieg diente er im Landsturm.
Zu Beginn der 1920er-Jahre kam Sander in Berührung mit der Gruppe „Kölner Progressive“ und fand in diesem Kreis eine starke Resonanz; hier u. a. in engem Austausch mit den Künstlern Franz Wilhelm Seiwert, der auch Sanders Firmensignet entwarf, und Heinrich Hoerle sowie des Weiteren mit Gerd Arntz, Gottfried Brockmann, Otto Freundlich, Raoul Hausmann und Stanislaw Kubicki (Berlin), Hans Schmitz-Wiedenbrück, Augustin Tschinkel (Prag/Köln) und Peter Alma (Amsterdam). Zudem stand Sander mit den Malern Jankel Adler, Otto Dix, Heinrich Pilger und Anton Räderscheidt in engerem Kontakt. Viele von ihnen wurden, wie auch Künstler anderer Sparten, so der Musik, Literatur, Baukunst und des Schauspiels von August Sander porträtiert und in sein großes Werk Menschen des 20. Jahrhunderts aufgenommen. Für dieses entwarf er um 1925 ein Konzept, das allerdings über das Sujet des Künstlerporträts hinaus ein weites Spektrum der damaligen Gesellschafts- und Berufsgruppen umfasste, angelegt auf rund 600 Aufnahmen und unterteilt in sieben Gruppen.
1927 unternahm Sander zusammen mit dem Schriftsteller Ludwig Mathar eine rund dreimonatige Reise nach Sardinien, auf der etwa 500 Aufnahmen entstanden. Eine geplante Buchveröffentlichung über die Reise scheiterte aber. 1929 veröffentlichte Sander ein erstes Buch, Antlitz der Zeit, eine Auswahl von 60 seiner Porträts Menschen des 20. Jahrhunderts.
Die Zeit des Nationalsozialismus brachte für seine Arbeit wie für sein persönliches Leben starke Einschränkungen. Sein Sohn Erich, Mitglied in der linken Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), wurde 1934 festgenommen und zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. Erich starb kurz vor dem Ende dieser Haftzeit. August Sanders Buch Antlitz der Zeit wurde 1936 beschlagnahmt, die Druckstöcke wurden vernichtet. 1942 verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach Kuchhausen im Westerwald, wohin er u. a. seine wichtigsten Negative und Photographien vor den Bombenangriffen in Sicherheit bringen konnte. Hier lebte er bis 1963.
Sein Kölner Atelier wurde 1944 bei einem Luftangriff zerstört. 1946 begann Sander eine umfangreiche Bilddokumentation über das kriegszerstörte Köln.
August Sander verstarb am 20. April 1964 in Köln. Sein Grab befindet sich an der Seite seines Sohnes Erich Sander auf dem Melaten-Friedhof, Flur 87.
August Sanders Werk umfasst Landschafts-, Natur-, Industriearchitektur- und Stadtfotografie; berühmt aber ist er hauptsächlich für seine Porträtkunst, wie sie exemplarisch in der Fotoserie „Menschen des 20. Jahrhunderts“ ausgeführt ist. In dieser Serie versuchte er einen Querschnitt ausgehend von der Gesellschaft der Weimarer Republik zu geben. Beginnend mit der „Stammmappe“ – Bauernporträts aus dem Westerwald – unterteilt er sein Werk in sieben Gruppen: „Der Bauer“, „Der Handwerker“, „Die Frau“, „Die Stände“, „Die Künstler“, „Die Großstadt“ und „Die letzten Menschen“.
Die Fotoserie „Menschen des 20. Jahrhunderts“ ist 1929 nur im Anfangsstadium mit 60 Aufnahmen publiziert worden. Noch vor dem Ersten Weltkrieg war August Sander auf die Idee gekommen, ein Mappenwerk über die Deutschen aufzubauen. Das Konzept, das 45 Fotomappen zu je 12 Bildern vorsah, wurde erstmals 1925 schriftlich niedergelegt. Es sollte ein umfassendes Gesellschaftsbild der spätwilhelminischen Ära und der Weimarer Republik darstellen. Er hoffte, typisierende Merkmale in Haltung, Gestik, Kleidung finden und für alle Ewigkeit festhalten zu können. Als Fundus für die vorgesehenen Mappen diente Sander sein komplettes Negativarchiv, aus dem er hinsichtlich der Zuordnung bestimmter Motive frei schöpfen konnte. Sander hat sein Werk während seiner gesamten Schaffenszeit immer mal wieder auf verschiedenen Ebenen er- und bearbeitet, fand aber zu Lebzeiten nie die Gelegenheit zu einer umfassenden und vollständigen Realisation. Alfred Döblin schrieb 1929 das Vorwort zur einzigen zu Lebzeiten erschienenen Veröffentlichung „Antlitz der Zeit“:

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